Ausstellung: Von "Muskeljuden" und Wundersportlern

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Die neue Ausstellung, ab 6. Juli im Wiener Museum Judenplatz zu sehen, rekonstruiert anhand von Persönlichkeiten, Fotos und anderen Erinnerungsstücken die Geschichte der Makkabi-Spiele und des jüdischen Sports.

Siegmund Breitbart war so etwas wie der David Copperfield seiner Zeit. Er lieferte seinem Publikum eine spektakuläre Show. Der „Eisenkönig“ bog dicke Eisenstangen mit seinen bloßen Händen oder schlug mit der Faust Nägel in einen Balken. Er ließ Steine auf seinen Kopf regnen oder liegend ein Karussell auf seine Brust hieven. Breitbart war das Highlight des Berliner Zirkus Busch, in dem er in den 1920er-Jahren aufgetreten ist. Und er ist nun auch eines der Highlights in der Ausstellung „Achtung! Fertig!! Los!!! Jüdischer Sport – Maccabi Games“, die ab dem 6. Juli im Wiener Museum am Judenplatz (in der Dependance des Jüdischen Museums) zu sehen ist. Ausgestellt wird unter anderem eine vom „Eisenkönig“ verbogene Eisenstange.

Der in Polen geborene Breitbart verkörperte mit seiner immensen Kraft das Gegenteil des Klischees vom schwachen und kraftlosen Juden – und war somit der Inbegriff des „Muskeljuden“. Es war der Arzt Marx Nordau, der während des II. Zionistenkongresses in Basel (1898) diesen Begriff prägte. Der „Muskeljude“ als Gegenteil des Talmud studierenden „Nervenjuden“, der geistige Arbeit leistet. Für die Verwirklichung des zionistischen Plans waren Erstere laut Nordau aber genau so von Bedeutung.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht aber auch ein Wiener Sportler: Hugo Meisl – legendärer Schiedsrichter des Österreichischen Fußballverbandes und Verbandskapitän jener Nationalmannschaft, die in den 1930er-Jahren als „Wunderteam“ von Sieg zu Sieg eilte. Die Schiedsrichterpfeife Meisls wird ebenfalls zu sehen sein.

Faschismus und Gemälde.
Es sind nicht nur die Persönlichkeiten, die im Fokus der Ausstellung stehen. Vielmehr wird anhand von Fotos und anderen Erinnerungsstücken die Geschichte der Makkabi-Spiele rekonstruiert.

„Ich habe auch versucht“, sagt Kurator Marcus Patka, „lokale Bezüge herzustellen.“ Entstanden ist aus dieser Idee eine Reihe von Interviews mit österreichischen Teilnehmern an den aktuellen Spielen sowie Sportveteranen, darunter Wiens Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg und Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds für Opfer des Nationalsozialismus.

Das persönliche Highlight des Kurators ist die Kombination zweier Ausstellungsstücke: Zum einen ein Gemälde des Wiener Malers Max Oppenheimer, der den Sohn des damaligen Präsidenten der Austria Wien, Emanuel Schwarz, porträtiert hat; zum anderen ein Adler aus Marmor – ein Geschenk des italienischen Fußballverbandes an Hugo Meisl. Der Adler symbolisiert den Faschismus der 1930er-Jahre – und das Gemälde zeigt ein jüdisches Kind. Patka: „Diese Kombination erzeugt eine sehr große Spannung.“

Das Gemälde Oppenheimers ist allerdings nicht das einzige Kunstwerk. Der mehrfache Olympiasieger im Schwimmen, Mark Spitz, hat zwei abstrakte Bilder gemalt, die hier zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden.

Achtung, fertig, los

Museum Judenplatz
Achtung! Fertig!! Los!!! Jüdischer Sport – Maccabi Games.

6.Juli bis 28.September, Museum Judenplatz, 1010 Wien. Sonntag bis Donnerstag, 10 bis 18Uhr. Freitags 10 bis 14Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2011)

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