Zypern: Zwölf Tote bei Explosion auf Militärstützpunkt

Zypern Riesige Explosionen Marinestuetzpunkt
Zypern Riesige Explosionen Marinestuetzpunkt(c) AP (Philippos Christou)
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Munitionscontainer fingen Feuer und gingen in die Luft. Sie waren offenbar falsch gelagert. Das wichtigste Kraftwerk der Insel ist schwer beschädigt.

Bei einer Serie von Explosionen auf einem Marinestützpunkt im Süden der Mittelmeerinsel Zypern sind am Montag nach offiziellen Angaben zwölf Menschen getötet worden, 62 wurden verletzt. In Medienberichten war sogar von bis zu 15 Toten die Rede.

Die Basis Mari glich einem einzigen Trümmerfeld. Auch das wichtigste Kraftwerk der Insel wurde schwer beschädigt. Die Regierung geht von einem Unfall aus: "Das Szenario eines Sabotageaktes gilt nicht", sagte Regierungssprecher Stefanou im Fernsehen.

Stromausfälle, Probleme mit Wasserversorgung

In weiten Teilen der Insel fiel nach den Explosionen der Strom aus. Auch der Betrieb auf den Flughäfen von Larnaka und Paphos wurde behindert. Probleme gab es bei der Wasserversorgung, da zahlreiche Entsalzungsanlagen ausfielen.

Die Behörden rechnen mit langfristigen Problemen. Das ausgefallene Kraftwerk produzierte knapp die Hälfte des auf der Insel benötigten Stroms. Nun hängt die Versorgung von zwei kleineren Anlagen ab. Das Wasser wurde in der Hauptstadt Nikosia und der Hafenstadt Larnaka rationiert. Dort soll es ab sofort nur noch jeden zweiten Tag Wasser geben - für jeweils zwölf Stunden, teilten die Behörden mit.

Als Reaktion auf die Katastrophe traten Verteidigungsminister Kostas Papakostas und der Kommandant der zypriotischen Nationalgarde zurück. Auf Zypern begann am Montag eine dreitägige Staatstrauer.

Getöteter Kommandant hatte vor Gefahr gewarnt

Nach Angaben der Nationalgarde waren auf dem Stützpunkt aus noch unbekannten Gründen mehrere seit Jahren dort lagernde Container mit Munition explodiert. Sie stammten aus einem illegalen Munitionstransport und waren vor drei Jahren an Bord eines Frachters vor Zypern beschlagnahmt worden.

Medien kritisierten, die Munition sei nicht korrekt gelagert worden. Aus diesem Grund musste der Verteidigungsminister seinen Hut nehmen. Der bei den Explosionen getötete Kommandant des kleinen Marinestützpunktes soll seine Vorgesetzten vor dem Unglück bereits schriftlich darüber informiert haben, dass die Container beschädigt und deformiert gewesen seien.

Nach Augenzeugenberichten war auf dem Stützpunkt gegen 4 Uhr Morgens zunächst ein Brand ausgebrochen. "Wir konnten es von hier sehen und haben die Feuerwehr benachrichtigt", sagte ein Angestellter des benachbarten Kraftwerks. Dann sei es zu mehreren kleinen und einer gewaltigen Explosion gekommen.

Splitterregen auf der Autobahn

Der gesamte Stützpunkt, aber auch das Kraftwerk und umliegende Gebäude, Tavernen und Bars am Strand wurden schwer beschädigt. Zum Zeitpunkt der Explosionen waren etliche Gebäude und die Restaurants aber leer. Hotels und Touristen gibt es in der Region nicht.

Dutzende Autofahrer wurden auch auf der Autobahn Larnaka-Limassol durch Splitter verletzt. "Es kamen aus dem Himmel Holzlatten, Eisenstangen, ganze Teile von Dächern auf uns runter", schilderte eine Autofahrerin ihre Erlebnisse im Fernsehen. Die Detonationen seien "ohrenbetäubend" gewesen. Feuerwehrleute und Rettungsmannschaften mussten zerstückelte Leichen bergen, berichteten Augenzeugen.

Zyperns Elektrizitätsgesellschaft rief alle Bürger auf, Strom zu sparen. "Bitte benutzen Sie Generatoren und stellen Sie ihre Klimaanlagen aus", hieß es in einer Erklärung der Gesellschaft. Wegen des Ausfalls des Kraftwerks drohe ein allgemeiner Stromausfall, hieß es. Die Krankenhäuser riefen die Bürger zu Blutspenden auf.

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Lexikon: Zypern-Konflikt

Auf Zypern ist seit 1964 die UNO-Mission (UNFICYP) stationiert, nachdem es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen der griechischen und türkischen Volksgruppe gekommen war. Die Lage verschärfte sich 1974, als nach einem Putschversuch griechischer Nationalisten eine Militärintervention der Türkei zur Besetzung und Abtrennung des Nordteils der Insel führte.

Die österreichische Beteiligung an der Mission endete 2001 nach 37 Jahren. Laut Verteidigungsministerium sind derzeit vier Stabsoffiziere auf Zypern verblieben. Insgesamt beteiligten sich mehr als 16.000 Österreicher an UNIFICYP.

Völkerrechtlich ist die ganze Insel seit 2004 EU-Mitglied, doch findet das Regelwerk der Union im türkisch besetzten Norden derzeit keine Anwendung. Die Separatadministration "Türkische Republik Nordzypern" (KKTC) wird nur von der Türkei anerkannt

(Ag./red.)

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