Chronologie: Diplomatie und Justiz ringen um Alijew

Rakhat Alijew
Rakhat Alijew(c) APA/HBF/DRAGAN TATIC (Hbf/dragan Tatic)
  • Drucken

Zwei Auslieferungsanträge wurden trotz einer Verurteilung in Kasachstan abgelehnt, nun beginnt in Wien ein neues Verfahren.

Die österreichische Justiz hat im Juli 2011 ein Strafverfahren wegen Mordes und erpresserischer Entführung gegen den ehemaligen kasachischen Botschafter Rakhat Alijew eingeleitet. Die Causa beginnt im Jahr 2007: Die kasachische Justiz wirft dem früheren Schwiegersohn von Präsident Nursultan Nasarbajew vor, in das Verschwinden zweier Manager seiner kasachischen Bank Nurbank verwickelt gewesen zu sein. Zholdas Timralijew und Aibar Khasenow verschwanden am 31. Jänner 2007 spurlos. Am 23. Mai 2007 startet die kasachische Justiz Ermittlungen gegen Alijew, drei Tage später wird er als kasachischer Botschafter in Wien abgesetzt. Es folgen ein Haftbefehl und ein Auslieferungsantrag, aufgrund dessen Alijew am 1. Juni 2007 vorübergehend in Haft genommen wird.

Alijew gelingt es daraufhin erfolgreich, das Vorgehen der kasachischen Justiz als politisch motiviert darzustellen. In einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "profil" erklärt er, die Machtelite nehme Rache für seine Ambitionen auf das kasachische Präsidentenamt und dafür, dass er sich geweigert habe, dem Staatschef und seiner Entourage Unternehmensanteile zu überschreiben. Am 8. August 2007 lehnt ein Wiener Gericht den Auslieferungsantrag ab, weil Alijew in seinem zentralasiatischen Heimatland kein faires Verfahren erwarten könne.

Nachdem Alijew am 17. Jänner 2008 wegen der Entführung der beiden Banker in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt wird, stellt Kasachstan neuerlich einen Auslieferungsantrag - diesmal zur Vollstreckung der Strafe. Es dauert mehr als drei Jahre, bis auch dieser am 16. Juni 2011 vom Wiener Landesgericht abgelehnt wird.

Allerdings sind in den vergangenen Monaten zahlreiche neue Verdachtsmomente gegen Alijew aufgetaucht. So wurden im Mai 2011 die Leichen der beiden verschwundenen Nurbank-Manager gefunden und von Gerichtsmedizinern der Berliner Charite identifiziert. Sie lagen in Kalkfässern auf dem Gelände einer ehemaligen Firma Alijews. Dieser sprach von manipulierten Beweisen und betonte, dass die beiden noch gelebt hätten, als er Kasachstan verlassen habe.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

ARCHIVBILD: EHEMALIGER KASACHISCHER BOTSCHAFTER RAKHAT ALIJEW
Wien

Mordverfahren um Ex-Botschafter Alijew ausgedehnt

Die Ermittlungen gegen den untergetauchten Ex-Botschafter Kasachstans wegen Entführung und zweifachen Mordes wurden ausgeweitet: Im Visier der Anklage stehen auch zwei mögliche Mittäter.
Außenpolitik

Wie die „Kasachen-Affäre“ in Brüssel in Schwung kam

Jahrelang drückten sich die Wiener Strafbehörden vor Ermittlungen gegen Rachat Alijew. Dann machten der letzte DDR-Ministerpräsident und ein CDU-Schwergewicht im EU-Parlament Druck, und hatten Erfolg.
Alijew Mord
Österreich

Alijew: Österreich leitet Verfahren wegen Mordes ein

Dem kasachischen Ex-Botschafter wird der Mord an zwei Bankmanagern vorgeworfen. In seiner Heimat ist er bereits verurteilt worden. Die heimische Justiz hat die Auslieferung bisher abgelehnt.
Österreich

Fall Alijew: EU-Kommissarin Reding fordert Aufklärung

Das Ringen zwischen Wien und Astana um Auslieferung des Ex-Botschafters Rachat Alijew wegen des Vorwurfs von Entführung und Mord wird auch in Brüssel zum Thema. Reding werde Ministerin Karl gezielt ansprechen.
Außenpolitik

Kasachen-Affäre: Deutscher Druck auf Österreich

Die CDU-Männer Elmar Brok und Lothar de Maizière fordern ein Verfahren gegen Rachat Alijew. Dieser soll persönlich einen Gegenspieler gefoltert haben. Viviane Reding ersuchte das Justizministerium um Auskunft.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.