Auch Experten wollen Herbstferien statt langer Sommerferien. Das Ministerium ist offen für Änderungen. Elternvertreter sprechen sich ebenfalls für eine Verkürzung aus.
Wien/Red. Alle Jahre wieder kommt die Debatte zum Beginn der Sommerferien aufs Tapet: Sind neun Wochen Ferien zu viel? Oder haben sich Schüler und Lehrer die Auszeit verdient? Bildungsexperten sprachen sich gestern, Donnerstag, gegen lange Ferien aus.
Die Schulzeit von September bis Weihnachten sei für die Schüler zu lang, sagte die Bildungspsychologin Christiane Spiel von der Uni Wien im ORF-Radio. Das könne Stress verursachen, umso mehr, als man aus Untersuchungen wisse, dass die Schüler de facto kaum freie Wochenenden hätten: Zumeist beginnen sie schon sonntags mit den Vorbereitungen auf die Schulwoche.
Spiel kann sich dafür eine Pause im Herbst vorstellen – ein Vorschlag, der auch bei den Ländern gut ankommt. So sagte etwa die Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz, die Salzburger Landeschefin Gabi Burgstaller (SPÖ), sie fände es „erfrischend“, wenn das im Rahmen der großen Bildungsreform komme – vielleicht schon im kommenden Jahr. Auch BZÖ-Chef Josef Bucher tritt dafür ein, die Sommerferien auf sieben Wochen zu verkürzen und stattdessen zwei Wochen Herbstferien einzuführen. Zudem sollten Weihnachts- und Semesterferien zusammengelegt werden, sagt Bucher im ORF. Nach dem Sommer wird er einen entsprechenden Antrag im Parlament einbringen.
Ministerium offen für Änderung
Elternvertreter sprechen sich ebenfalls für eine Verkürzung aus: Es sei schwierig, neun Wochen lang eine hochwertige Betreuung für die Kinder zu finden. Das Unterrichtsministerium ist offen für Änderungen; Ministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat die Schulpartner (Lehrer, Schüler, Eltern) bereits vor Längerem gebeten, eine gemeinsame Position zur Ferienfrage zu erarbeiten.
Im europaweiten Vergleich hingegen zeigt sich, dass Österreich bei der Feriendauer im hinteren Mittelfeld liegt: Von 31 untersuchten Ländern haben nur acht Länder kürzere Sommerferien.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2011)