Das angekündigte Kürzen der Sommerferien ist schon Teil heimischer Urlaubsfolklore.
Kommentar
Österreichs Schüler und Eltern können gerade mitverfolgen, wie Experten für Bildung und Politiker, die sich auch dafür halten, einen Aktivitätsschub erleben. Burschen und Mädchen dürfen demnach eventuell schon im kommenden Sommer bei 30 Grad und mehr in den bekanntermaßen voll klimatisierten Klassenräumen heimischer Schulen die eine oder andere Woche länger dem Unterricht folgen, statt sich im Freibad zu vergnügen. Als Ersatz für gekürzte Sommerferien winken Herbstferien und Zeittotschlagen an nebelig-trüben Spätoktober- und Anfangnovembertagen. Großartig! Denn die zeitgleiche wundersame Vermehrung der Urlaubstage der Eltern wird es so schnell nicht spielen.
So manche Fachmännin redet den Herbstferien wegen des Stressabbaus zwischen Schulbeginn und Weihnachten das Wort. Damit ist freilich das Ende der einzigen zusammenhängenden Lernphase im Schuljahr verbunden.
Aber Wissenschaftler und Politiker haben wirklich jede Menge Erfahrung mit langen Sommerferien. Universitäten sind schließlich außerhalb des regulären Semesterbetriebs ein Ort, an dem Hochbetrieb herrscht, oder? Und was die Politik betrifft, da macht der Nationalrat von Anfang Juli bis Mitte September zwecks Stressabbaus die Pforten zu. Hauptsache, die Gage kommt pünktlich aufs Konto.
Kluge Schüler und Eltern wissen aber allerdings längst: Im Herbst haben Politiker ihre Ferienfantasien im Regelfall vergessen. Eh schon wissen: So lange Pausen sind schlecht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2011)