Kürzere Sommerferien? Keine Einigung in Sicht

Kuerzere Ferien Gewerkschaft gespraechsbereit
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Die Pflichtschullehrer können sich eine Verschiebung vorstellen, Lehrer an höheren Schulen sind kritisch. Auch die Elternvertreter sind uneins. Die Länder haben ebensowenig eine gemeinsame Position.

In der Diskussion um kürzere Sommerferien zeigt sich nun die Pflichtschullehrergewerkschaft gesprächsbereit; bisher hatte es geheißen, dass es bei der Ferienregelung keinen Handlungsbedarf gebe. Eine Einigung ist aber nicht in Sicht: Zu unterschiedlich sind die Positionen; nicht einmal innerhalb der Elternvertretungen und der Lehrergewerkschafteen gibt es eine einheitliche Meinung.

Solange es zu keiner Verschlechterung für die Lehrkräfte kommt, wollen sich die Pflichtschullehrer nicht quer stellen. "Eine Umformung der Ferien, da wird es sicher von der Lehrerschaft kein Veto geben", sagte Pflichtschullehrer-Vertreter Walter Riegler im Ö1-Morgenjournal. Klar sei dabei aber, dass die Zahl der freien Tage übers Jahr gerechnet gleich bleiben müsse. Die wegfallende Woche im Sommer müsse im Herbst nachgeholt werden.

Probleme wegen Pflichtpraktika

Mögliche Probleme sieht Riegler aber bei berufsbildenden Schultypen wie HTL oder HAK, wo die Schüler im Sommer Pflichtpraktika absolvieren müssen. Da würden die Ferien dann schon "relativ kurz", so Riegler. Hier brauche es Sonderregelungen; vier Wochen Ferien sind für die Schüler seiner Meinung nach zu wenig.

Sein Nachfolger an der Spitze der Pflichtschullehrer, Walter Kimberger, sieht die Sache pragmatisch: "Ich bin für eine neue Regelung, wenn sie nach pädagogisch und organisatorisch nachvollziehbaren Regeln erfolgt und für Schüler, Eltern und Lehrer eine Verbesserung bringt." Derzeit liege aber kein überzeugendes Konzept am Tisch.

BMHS-Lehrer für neue Lösung

Jürgen Rainer, der die Lehrer an den BMHS vertritt, ist für eine neue Lösung: Auch, wenn an seinem Schultyp die Betreuung kein Problem darstelle: Für die Eltern gebe es derzeit keine Sicherheit, dass ihre Kinder in den bestehenden Einrichtungen im Sommer gut betreut würden.

Allerdings werde die Diskussion ohnehin im Sand verlaufen, wenn es keine entsprechenden Strukturen gebe. Rainer forderte die Einführung eines Bundes-Schulgemeinschaftsausschusses aus Schülern, Eltern und Lehrern, der solche Fragen mit dem Unterrichtsministerium diskutieren soll.

Elternvertreter uneins

Die Elternvertreter an den Pflichtschulen plädieren wgen der Probleme bei der Kinderbetreuung für eine Verkürzung der Sommerferien um eine Woche und eine bessere Verteilung von Unterrichts- und Freizeit.  Es sei schwierig, in den Ferien eine hochwertige Betreuung für die Kinder zu finden, sagte der Vorsitzende Christian Morawek.

Die Elternvertreter für die AHS und BMHS sehen die Idee indes kritisch: Es sei egal, ob Eltern für sechs oder neun Wochen eine Betreuung organisieren müssten. "Das Betreuungsproblem habe ich so oder so", sagte Elternsprecher Theodor Saverschel. Er fordert leistbare und hochwertige Angebote; an BHS seien lange Ferien wegen der Pflichtpraktika notwendig.

Schüler sind für Herbstferien

Der Vorsitzende der Bundesschülervertretung, Philipp Pinter von der VP-nahen Schülerunion, hat sich im Ö1-Mittagsjournal für kürzere Sommerferien und dafür eine Woche Pause im Herbst ausgesprochen.

"Besonders die Zeit zwischen dem Schulbeginn im September und den Weihnachtsferien ist eine sehr intensive, in der man maximal ein paar Feiertage hat, die mit Glück auf Wochentage fallen und da wäre eine Woche Herbstferien mit dem Hintergrund, eben einen möglichst zielorientierten Lernzyklus zu etablieren, sehr, sehr sinnvoll unserer Meinung nach."

Länder uneins, Ministerium zurückhaltend

Auch in den Ländern ist man sich nicht einig: So heißt es etwa aus Salzburg, der Steiermark, Vorarlberg, Kärnten und Oberösterreich, man könne sich eine neue Regelung gut vorstellen. In Niederösterreich und dem Burgenland steht man der Debatte ablehnend gegenüber. In Tirol gibt es ohnehin die Möglichkeit, dass Schulen die Sommerferien autonom verkürzen.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zeigte sich bemüht, sich nicht einzumischen. Aus ihrem Büro hieß es nur, man habe bereits im Jahr 2009 die Schulpartner (Lehrer, Schüler, Eltern) aufgefordert, eine gemeinsame Position zu finden und Vorschläge zu machen.

(Red./APA)

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