Alexander Wrabetz fordert mehr Geld und mehr Werbezeiten für seine zweite Amtszeit. In das Konzept seien auch „viele Ideen von vielen Mitarbeitern“ eingeflossen.
In letzter Sekunde sind doch noch drei weitere Gegenkandidaten zu Alexander Wrabetz aufgetaucht. Keine wirkliche Konkurrenz freilich: Rene Hager und Martin Roger Müller sind so gut wie unbekannt und der Künstler Dario Lindes hat sich viel Mühe für seine Scherzbewerbung gegeben, in der er sich Walter Meischberger als Finanzchef und Wrabetz als Generalsekretär wünscht.
Ob er einen Generalsekretär brauche, wurde Wrabetz beim „Pressegespräch“, zu dem er Freitagmittag geladen hatte, gefragt. Die eindeutige Antwort: „Nein“. Die Folgefrage, ob er trotzdem einen installieren werde müssen, beantwortete er mit einem viel leiseren „Nein“. Abgesehen von solchen kleinen Irritationen blieb Wrabetz bei der Präsentation seiner 115-seitigen Bewerbung, die den Titel „Der ORF als Leitmedium 2016“ trägt, gelassen. Mineralwasser und Kaffee würden diesmal auf sein privates Konto gehen, nicht auf das des ORF. In das Konzept seien auch „viele Ideen von vielen Mitarbeitern“ eingeflossen. Selbstbewusst ergänzt er: „Ich bin gut darin, ORF-Themen so anzusprechen, dass sie dann auf politischer Ebene auch umgesetzt werden“. Ein kurzer Auszug aus dieser Themenwunschliste:
Finanzen: Wrabetz fordert die Fortsetzung der Gebührenrefundierung nach 2013, die Anpassung der Gebühren „nach Notwendigkeit an die Inflation“. Als mögliches neues Modell führt er die Haushaltsabgabe an. Der ORF werde den Sparkurs bis 2012 fortsetzen, danach die Programmbudgets um jährlich fünf Prozent erhöhen.
Organisation: Zwei seiner vier Direktoren stehen fest: Richard Grasl soll Kaufmännischer Direktor bleiben, Karl Amon Hörfunkdirektor. Wrabetz geht nicht mit einem fertigen Team zur Wahl. Wen er für die Fernsehdirektion und die Technische Direktion im Auge hat, lässt er offen. Es werde unter dem TV-Direktor eine stärkere Verantwortung für die einzelnen Sender geben, die Details lässt er auch hier offen. Die Onlinedirektion soll in einer Stabsstelle aufgehen, die Landesstudios unverändert bleiben.
Programm: Fix geplant sind ein Programmfenster bei Ki.Ka, ein Medienmagazin im TV. Zudem soll das Korrespondentennetz ausgebaut werden und eine Früh-Informationsschiene im TV. Dafür fordert Wrabetz eine Ausdehnung der Werbezeiten in der Früh, „um das Programm damit auch teilweise zu finanzieren“. Generell gehörten diverse Werbebeschränkungen „überdacht“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30. Juli 2011)