Die FPÖ spielt ein durchsichtiges Spiel

Was ist noch feiger, als sich der Stimme zu enthalten? Sich nicht mehr an die Anbiederung erinnern zu können.

Im ORF-Stiftungsrat sind alle Freundeskreise, wie die Parteien euphemistisch genannt werden, gleich: Wenn es um einen Posten und einen Zipfel der Macht geht, wird abgenickt. Verzeihung: Immerhin haben fünf bürgerliche Räte ihren ganzen Mut zusammengenommen und nicht für Alexander Wrabetz als ORF-Generaldirektor votiert. Sie haben natürlich nicht gegen ihn gestimmt, das wäre zu unhöflich, sich aber nach monatelanger Ablehnung heldenhaft der Stimme enthalten. Grüne und BZÖ hingegen, die stets den Einfluss der Regierungsparteien und speziell der SPÖ auf Medien beklagen, haben brav mitgestimmt. Vielleicht geht sich die Besetzung einer Kantinenhilfe aus.

Selbst die FPÖ war zahm und schenkte einem Manager ihre beiden Stimmen, der in den vergangenen Wochen Lieblingsobjekt der Kritik war. Auf den einen, den orange-blauen Vertreter Kärntens, hat Heinz-Christian Strache eben einfach keinen Einfluss, heißt es in der Partei entschuldigend.

Und der andere? Norbert Steger stimmte für Wrabetz, am Tag danach will ihn seine Partei ablösen. Interessant: Dieses rechtlich ohnehin schwierige Unterfangen hätte Strache eigentlich schon vor Wochen starten können. Dass Steger für Wrabetz stimmen würde, war ein offenes Geheimnis. Immerhin sollte auch er für seine Partei den einen oder anderen Posten herausverhandeln. Nun versucht die FPÖ ihr altes Spiel: Sie distanziert sich vom bisherigen Mitstreiter. Will mit einem möglichen Deal nichts mehr zu tun haben. Das glaubt ihr nur keiner.

 

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.08.2011)


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