Der US-Milliarden-Investor Jeremy Grantham warnt vor fortschreitender Bodenerosion, der Knappheit der wichtigen Düngemittelbestandteile Phosphor und Kalium und der damit einhergehenden Problemen für Landwirte.
Wien/Sei. Der Investor Jeremy Grantham ist eine Art grüner Warren Buffett – sein Fonds Grantham, Mayo, Van Otterloo & Co. LLC (dessen Volumen beläuft sich derzeit auf mehr als 30 Milliarden Dollar) rechnet mit einer beispiellosen Ressourcenverknappung, wobei Grantham das Problem der globalen Energieversorgung noch für am ehesten lösbar hält. Die wichtigen Düngemittelbestandteile Phosphor (bekannte Vorkommen gibt es in Marokko und der Westsahara) und Kalium würden in Zukunft knapp werden, eine fortschreitende Bodenerosion würde zusätzliche Probleme für Landwirte schaffen.
In seinem jüngsten Brief an seine Investoren geht Grantham insbesondere auf die sogenannte Ehrlich-Simon-Wette des Biologen Paul Ehrlich und des Ökonomen Julian Simon aus dem Jahr 1980 ein. Ehrlich folgte den Thesen des britischen Ökonomen Thomas Robert Malthus (1766–1834), der davon ausging, dass die Bevölkerungszahl exponentiell wachse, die Nahrungsmittelproduktion aber nur linear. Die sich daraus ergebende Überbevölkerung würde zu einem Anstieg der Rohstoffpreise und zur Verelendung führen. Simon hielt entgegen, dass kurzfristige Preissteigerungen Innovationen fördern und die Suche nach neuen Lagerstätten antrieben würden – was langfristigen Preissteigerungen entgegenwirken würde.
Der Biologe und der Ökonom einigten sich auf fünf Rohstoffe (Kupfer, Chrom, Nickel, Zinn und Wolfram) für ihre Wette: Würde ihr Preis im Jahr 1990 höher sein als 1980, dann hat der Biologe Ehrlich recht gehabt. Und sollte es umgekehrt sein, der Ökonom Simon. Simon hat diese Wette 1990 5:0 gewonnen, obwohl die Weltbevölkerung von 1980 auf 1990 um 800 Millionen Menschen angewachsen ist.
4:1 für Paul Ehrlich
Grantham zeigt nun, dass Ehrlich seine Wette heute 4:1 gewinnen würde. Tatsächlich steigen die Preise für die wichtigsten Rohstoffe nun schon seit einiger Zeit. Grantham beklagt in seinem Investorenbrief eine Schwäche des Preissystems: den Mangel an einer langfristigen Perspektive.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2011)