Wettkampf um Afrikas Böden: Landkauf ist nicht gleich Landkauf

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Symbolbild(c) AP (KAREL PRINSLOO)
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Afrikas Regierungen haben mit der Handhabung der Landverkäufe ihre Mühe. Wenig scheint festgelegt, vieles verhandelbar. Nicht immer werden Versprechen auch eingelöst. Die Welternährungsorganisation übt Kritik.

Wien/Red. Seit Jahren streiten Experten, was von dem Wettlauf um Afrikas Land zu halten ist. Führen Auslandsinvestitionen in fruchtbare Böden unweigerlich zum Neokolonialismus, der in Zwangsumsiedlungen und Bodendegradierung mündet – oder bieten sie neben allen Risken auch Chancen?

Für die Welternährungsorganisation FAO wecken ausländische Investitionen die Hoffnung auf den dringend benötigten Technologietransfer und eine Steigerung der Produktivität des afrikanischen Agrarsektors – inklusive Vorteilen für die lokalen Märkte. Zudem locken Agrarkonzerne die Regierungen mit Infrastrukturversprechen: Für Landrechte bauen sie Schulen, Straßen und erneuern die Wasserversorgung. Das Nahost-Emirat Katar soll Kenia im Jahr 2009 die Errichtung eines Hafens gegen Ackerland in Aussicht gestellt haben.

„Kompensationen nicht sicher“

Nicht immer werden diese Versprechen auch eingelöst. Die FAO kritisierte bereits die unsichere Rechtslage und mangelnde Einbindung der Bewohner, die oft um ihre (Land-)Rechte gar nicht wissen. Wenig scheint festgelegt, vieles verhandelbar. Oder wie es Agrarexpertin Mariann Bassey ausdrückt: „Manche erhalten Kompensation, andere nicht.“ Das liegt wohl auch daran, wer als Verhandlungspartner auftritt, in Nigeria und Äthiopien etwa ist das „zu 100 Prozent die Regierung“, in Ghana gehört das Land zum Teil auch lokalen Gemeinschaften, die für sich selbst verhandeln.

Boden gibt es auch kostenlos

Weil sich die Regierungen Investitionen versprechen, verpachten sie ihr Land oft zu Diskontpreisen. In Madagaskar verlangte die Regierung vom südkoreanischen Konzern Daewoo Logistics für den Erwerb von kolportierten 1,3 Millionen Hektar, einem Viertel der Agrarfläche des Landes, überhaupt kein Geld. In Äthiopien kostet Land in manchen Fällen nichts, in anderen wenig. Es fehlen auch Institutionen, um etwaige vertragliche Rechte durchzusetzen: In Mozambique etwa müssen Investoren nach zwei Jahren ihre Investitionsversprechen eingelöst haben, sonst droht der Landentzug. Verstöße werden aber kaum sanktioniert.

Unterschiede gibt es auch hinsichtlich der Art und Weise, wie das gepachtete Land bewirtschaftet wird: Die Palette reicht von Großkonzernen, die ihr Personal gleich mitbringen bis zu Vertragsbauern (etwa in Nigeria oder Südafrika), die im Auftrag der Agrarindustrie ihre Felder beackern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2011)

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