Trotz aller Probleme mit Landraub und Preisschüben: Die Entwicklungsländer brauchen Bauern, um zu wachsen, denn die Landwirtschaft trägt stark zur Armutsbekämpfung bei - genau zu diesem Schluss kommt die OECD.
Wien. Es ist eine logische Schlussfolgerung: Wenn die Preise für Agrarprodukte steigen, müssten jene Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit Landwirtschaft verdienen, von dieser Entwicklung profitieren. Das trifft vor allem für Entwicklungsländer zu – dort nämlich trägt die Landwirtschaft mehr zum BIP bei als in den Industrienationen. Positive Impulse aus dem primären Sektor müssten somit der Wirtschaftsentwicklung einen deutlichen Schub verleihen.
Stark steigende Einkommen
Genau zu diesem Schluss kommt die OECD in ihrer jüngsten Studie, in der sie die Performance von 25 Entwicklungsländern im Lauf der vergangenen 25 Jahre unter die Lupe genommen hat. Das Ergebnis: Landwirtschaft trägt stark zur Armutsbekämpfung bei – und dabei ist die Preisentwicklung gar nicht der springende Punkt. Die Studienautoren haben nämlich ermittelt, dass die Produktivität auf dem Agrarsektor im Schnitt viel stärker zulegt als in allen anderen Bereichen der Wirtschaft. Als förderlich erwies sich dabei insbesondere ein Rückzug des Staates aus der Landwirtschaft, also die Abschaffung von Exportzöllen und wettbewerbshemmenden Regeln im Inland. Die größten Erfolge bei der Armutsbekämpfung wurden übrigens in Tadschikistan, Gambia und Kamerun erzielt.
Doch zurück zu den Agrarpreisen: Wer seine Produkte gut verkaufen kann, hat von dem Preisanstieg bei landwirtschaftlichen Produkten der vergangenen Jahre (siehe Grafik) zweifellos profitieren können. Auf die Kehrseite der Medaille weist hingegen die Weltbank in einem zu Wochenbeginn veröffentlichten Bericht hin: Für die Ärmsten der Armen ist diese Entwicklung eine Katastrophe. „Die anhaltend hohen Lebensmittelpreise, gepaart mit niedrigen Lagerbeständen, sorgen vor allem in Afrika für eine prekäre Lage“, so Weltbank-Präsident Robert Zoellick. Verschärft werde die Lage durch die anhaltende Dürre.
Die Weltbank hat ermittelt, dass die Lebensmittelpreise in den von der Trockenheit betroffenen Regionen stärker gestiegen sind als anderswo. Während der Preis für international gehandelten Mais von Juli 2010 bis Juli 2011 um 84 Prozent gestiegen ist, war Mais auf den Märkten von Somalias Hauptstadt Mogadischu im Juli mindestens doppelt so teuer wie vor einem Jahr.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2011)