Strasser: „Klassischer Dienstleister“ fürs Wiener MQ

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Der Linzer Jurist, Christian Strasser, will das Museumsquartier weniger als Stadt-Wohnzimmer und mehr als Kulturraum positionieren. Um zu verbessern, müsste man die Institutionen zu mehr Zusammenarbeit bewegen.

Wien/Linz. „Viele von Ihnen kennen mich nicht - oder kennen mich nicht gut genug": Der erste Satz von Christian Strasser über Christian Strasser bei seiner Präsentation im Kulturministerium gestern, Mittwoch, beschreibt ihn ehrlich. Denn tatsächlich ist das Erste, das vielen in der Kulturszene zum neuen Geschäftsführer des Wiener Museumsquartiers einfällt, dass er nicht Daniela Enzi ist. Die seit dem Abgang Wolfgang Waldners interimistische Leiterin des MQ (und Namensgeberin der Enzi-Möbel) hatte lange als Favoritin für den Job gegolten.

Strasser, der bodenständig wirkende 49-jährige Jurist aus Linz, der immerhin schon mal auf einem Enzi gesessen ist (wenn auch nur kurz, weil unbequem), hat in Wien hingegen noch den Status eines unbeschriebenen Blattes, auch wenn er im „Backoffice-Bereich" der Wiener Kulturpolitik schon länger mitmischt - als Aufsichtsrat der Bundestheater und der Vereinigten Bühnen oder als Obmann des Theatervereins (letztere Funktion legt er nun wegen Unvereinbarkeit zurück). Bekannt ist Strasser, der schon als ÖH-Kulturreferent Konzerte (EAV etc.) in Linz organisierte, für die Leitung des Kulturhauses Posthof Linz (1985-1999), wo er Tanz und Kleinkunst programmierte und die keimende Kulturlandschaft der Stadt mitprägte. Das von Strasser initiierte Kleinkunstfestival ist bis heute fixer Posthof-Programmschwerpunkt. Später war Strasser auch Prokurist beim Bau des Ars Electronica Centers.

1999 wechselte er von Kunst gänzlich zu den Immobilien: Er übernahm die Leitung des Gebäudemanagements der Stadt Linz und wurde 2005 auch Geschäftsführer der Immobilien Linz GmbH & Co. KG und der Immobilien Linz GmbH. Strasser gilt als gewiefter Netzwerker mit guten SPÖ-Kontakten, wird aber auch als „offen und freundlich" beschrieben. Dieses „Sowohl-als-auch" ist auch Strassers Asset, das Kulturministerin Claudia Schmied und der Wiener Kulturstadtrat, Andreas Mailath-Pokorny, bei der Vorstellung ihres „idealtypischen" Kandidaten betonen (der Bund hat als Zweidritteleigentümer das Vorschlagsrecht). Strasser, heißt es, habe „seinen Blick auch außerhalb Wiens geschärft", kenne aber die Wiener Szene. Strasser sei in der Kunst daheim, aber auch im Management und der juristischen Feinarbeit. Insgesamt hatten sich 29 Kandidaten (fünf aus dem Ausland) für den Posten beworben. Strasser selbst hat laut Schmied „im persönlichen Gespräch" Interesse gezeigt. Der Job ist auf fünf Jahre befristet, kann aber ohne Ausschreibung verlängert werden.

Gesucht: Günstige Architekturideen

Seine Pläne für das MQ fasst Strasser, der seinen Posten mit 1. Oktober antritt, so zusammen: Nach einer ersten Dekade, in der sich das MQ vor allem als städtischer Lebensraum - Stichwort: Freiluft-Wohnzimmer - etabliert habe, müsse nun die zweite Dekade die Kultur, deren Vermittlung und Schaffung in den Mittelpunkt stellen. Das entspricht der alten Kritik, dass die eigentliche Funktion des Museumsquartiers in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz komme.

Um die zu verbessern, müsste man freilich die mehr als 70 Institutionen (Mumok, Tanzquartier) zu mehr Zusammenarbeit bewegen, was Strasser mit gemeinsamen Thementagen etc. versuchen möchte. In die selbstständige Programmierung der Häuser werde er nicht eingreifen, versichert er. Er versteht seine Arbeit als Service - und sich selbst als „klassischen Dienstleister". Programmatisch das Profil schärfen will er nur im quartier 21, das Wolfgang Zinggl, Kultursprecher der Grünen, gern als „tote Zone - nicht nur in den Sommerferien" beschreibt. In welche Richtung Strasser schärfen will, ist offen. Offen ist auch, wie die nötige „architektonische Öffnung des MQ nach außen" aussehen soll. Strasser will unter anderem mit den MQ-Architekten Ortner & Ortner über Ideen reden, die aber nicht viel kosten dürfen. Geldgeschenke zum Einstand gibt es von Schmied nämlich keine. Über ein anderes leidiges MQ-Thema braucht er sich dafür keine Gedanken machen: Eine Absiedelung der Kunsthalle von Gerald Matt (der Strasser als „gelungene Besetzung" lobt) ist laut Mailath-Pokorny derzeit „kein Thema".

Zur Person

Christian Strasser wird ab 1.Oktober die Geschäftsführung des Wiener Museumsquartiers übernehmen. Der 49-jährige Jurist leitete früher den Linzer Posthof und war zuletzt Immobilienmanager der Stadt Linz. Er gilt als umgänglich und geschickter Netzwerker mit guten SPÖ-Kontakten, ist in Wien aber noch eher unbekannt. In der Wiener Kulturszene war er bisher vor allem in diversen Aufsichtsräten tätig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2011)

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