Den Papst erwartet ab Donnerstag ein dichtes Programm in Deutschland. Unter anderem wird er mit Missbrauchsopfern zusammentreffen. Die SPD erwartet sich eine Stellungnahme zu den Vorfällen.
Papst Benedikt XVI. wird während seines Deutschlandbesuchs auch mit Opfern sexueller Gewalt in der Kirche zusammentreffen. Die Begegnung solle eine "Geste des direkten Hörens" gegenüber den Menschen sein, denen die Kirche Schaden zugefügt habe, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" (FAS). Bei seinem viertägigen Besuch in Deutschland wird der Papst ein dichtes Programm absolvieren.
Wie bei früheren Reisen des Papstes ist die Begegnung mit Missbrauchsopfern im offiziellen Besuchsprogramm nicht aufgeführt. Bei den Treffen sollen laut "FAS" neben Opfern auch Menschen dabei sein, die sich des Leids der Missbrauchsopfer besonders angenommen haben. So sei es auch bei früheren Treffen des Papstes, etwa in Großbritannien, der Fall gewesen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, wollte sich nicht konkret zu einem derartigen Treffen äußern. Er könne aber "den Wunsch der Opfer nach einer solchen Geste des Papstes nachvollziehen", sagte er den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" vom Samstag. Es gehe "um tiefe seelische Verwundungen". SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles äußerte in der "FAS" die Erwartung, dass Benedikt XVI. sich zu den Missbrauchsfällen äußern werde. "Das ist ganz wichtig für die Opfer", sagte Nahles, die selbst aktive Katholikin ist.
Dichtes Programm
Abgesehen von dem Treffen mit Missbrauchsopfern erwartet den Papst ein dichtes Programm: Allein am Ankunftstag, am 22. September, stünden nach dem Hinflug in Berlin drei Großereignisse auf dem Programm, sagte Vatikansprecher P. Federico Lombardi. Auf die Begrüßungszeremonie in Schloss Bellevue folge am Nachmittag die Rede im Bundestag und anschließend die Messe im Olympiastadion.
Insgesamt wird der 84-jährige Papst an den Besuchsstationen in Berlin, in Erfurt, Etzelsbach sowie in Freiburg 17 Reden halten, teilte Lombardi mit. Nur bei der Papstreise in das Heilige Land 2009 seien es mehr gewesen, nämlich 29.
Kernthema der dritten Deutschlandreise des Papstes soll laut Lombardi die Priorität Gottes und seine Präsenz in der Welt sein. In einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft wolle Benedikt XVI. deutlich machen, dass Gott die Zukunft des Menschen und das Fundament des Zusammenlebens sei. Das Motto der 21. Auslandsreise des Pontifex, "Wo Gott ist, da ist Zukunft", werde sich wie ein roter Faden durch die Reden und das Besuchsprogramm ziehen. zum Inhalt der Ansprachen wollte Lombardi freilich nicht enthüllen.
(Ag.)