Rote Geschäfte: Ein Medienhaus mit sehr großem Echo

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Das SPÖ-eigene Echo-Medienhaus gilt als mächtige Schaltstelle der Wiener Partei und Info-Drehscheibe. Verdacht, dass über das Medienhaus Geld in die Partei geflossen sein könnte ist nicht ganz so weit hergeholt.

Wien. Da staunte Telekom-Austria-Boss Boris Nemsic nicht schlecht: Als der Konzern 2007 auf der Suche nach einer repräsentativen Location für die „Euro 2008“ das Burgtheater nahe der Fanmeile ins Auge fasste, musste er feststellen, dass jemand schneller gewesen war. Und zwar nicht irgendjemand: „Zufällig“ war es Christian Pöttler, Chef des SPÖ-eigenen Echo-Medienhauses, der den richtigen Riecher gehabt und sich für die Fußball-Europameisterschaft nicht nur das Burgtheater, sondern einige Lokale in der Nachbarschaft, wie etwa das Cafe Landtmann, gesichert hatte. Der Plan ging auf: Die Telekom kam mit Pöttler ins Geschäft, um einen kolportierten siebenstelligen Betrag.

Jetzt, im Zuge der Telekom-Affäre, erhält der Deal mit Pöttler – dessen Medienhaus von Magazinen über Werbung bis zu Filmen und Büchern alles anbietet und so gut wie alle Veranstaltungen im Dunstkreis des Rathauses vermarktet – eine neue Facette. Der PR-Profi Peter Hochegger, über dessen Firma Valora Schmiergelder aus der Telekom in großem Stil zu Politikern und Parteien flossen, gab bei seinem jüngsten Verhör zu Protokoll, er habe 2006 rund „20.000 Euro an die SPÖ abgewickelt“. Der ehemalige Telekom-Manager und potenzielle Kronzeuge Gernot Schieszler soll bei einem Event dem Teppichhändler Ali Rahimi, der als Intimus von Bürgermeister Michael Häupl gilt, die 20.000 Euro zugesagt haben. Das Geld floss über die Valora ans Echo Medienhaus.

Pöttler dementiert, dass das eine Parteispende gewesen sei, wie die blaue Opposition in Parlament und Rathaus vermutet. Weshalb FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky eine Anzeige gegen Echo und Rahimi bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft angekündigt hat. Die Rechnung, auf die Pöttler verweist, ist auf die Erstellung einer Studie über Gratiszeitungen in Wien ausgestellt.

Ganz so weit hergeholt ist der Verdacht, dass über das Echo-Medienhaus Geld in die Partei geflossen sein könnte, allerdings nicht. Laufen im Medienhaus doch die Fäden diverser Geschäfte der roten Reichshälfte zusammen. Die Agentur gehört über die A.W.H. Beteiligungsgesellschaft dem Verband der Wiener Arbeiterheime. In diesen beiden Gesellschaften sind so gut wie alle Beteiligungen geparkt, über die die Wiener Genossen das wirtschaftliche Geschehen in der Bundeshauptstadt lenken. Dazu gehört der Wohnbauträger Sozialbau so wie die Anteile am Plakatriesen Gewista. Über die Progress Beteiligungsges.m.b.H läuft die Schiene zur Vienna Insurance Group, landläufig als Wiener Städtische Versicherung bekannt. Geschäftsführer bei A.W.H. und den Arbeiterheimen ist Helmut Laska, Ehemann der ehemaligen Wiener Vizebürgermeisterin Grete Laska. Im Aufsichtsrat sitzen das rote Urgestein Karl Svoboda, AK-Wien-Boss Werner Muhm und SPÖ-Landesparteisekretär Christian Deutsch.

Sprachrohr Bezirksblatt

In der VWZ Zeitschriftenverlag Ges.m.b.H ist das „Wiener Bezirksblatt“ beheimatet, das Sprachrohr der Sozialdemokraten. „Mit 47Prozent Reichweite und 679.000 regelmäßigen Lesern ist das Bezirksblatt das Flaggschiff des Echo-Medienhauses“, heißt es in der Eigenwerbung auf der Website. Einmal pro Woche werden den Wienern auf diesem Weg die Errungenschaften der Wiener Rathauspolitik nach Hause übermittelt. Wer auch unterwegs mit den Öffis wissen will, was die Wiener SPÖ so plant, braucht nur zum „Vor-Magazin“ zu greifen – auch dieses ist ein Produkt aus dem Medienhaus.

Dass bei vielen der 300Mitarbeiter das Herz links schlägt, ist nicht weiter verwunderlich. So etwa werkt Ex-Faymann-Sprecher Thomas Landgraf im Bezirksblatt als Chefredakteur.

Von einer einseitig ausgerichteten Kaderschmiede kann man jedoch nicht sprechen. Denn Pöttler rekrutierte auch in blauen Politkreisen, denen die SPÖ ansonsten eher distanziert gegenüber steht. So etwa arbeitet der ehemalige FPÖ-Kommunikationschef und Riess-Passer-Vertreter Ralph Vallon beim Medienhaus. Marc Zimmermann, der nun das Kompetenzzentrum Media Development im Echo-Imperium leitet, war Sprecher von FPÖ-Justizminister Dieter Böhmdorfer, bevor er über die Asfinag und die Post bei Pöttler andockte. Zimmermann war just zu der Zeit in der Asfinag, als das Unternehmen Inserate über Auftrag der SPÖ schaltete. Sein Ansprechpartner in der SPÖ: Thomas Landgraf.

Der äußerste umtriebige Medienmacher Pöttler denkt offenbar schon voraus – sollte der Stern der SPÖ an Glanz verlieren: Beim Hüttenabend anlässlich des Forum Alpbach gaben sich Industriellen-Generalsekretär Christoph Neumayer und sein Vize Peter Koren, Forum-Alpbach-Präsident Erhard Busek und EU-Parlamentarier Otmar Karas genauso ein Stelldichein wie Notenbank-Präsident Claus Raidl und WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.10.2011)

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