Die rote Spur in der Telekom-Affäre

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Heinz Lederer wehrt sich gegen Hochegger-Vorwürfe. Es sei kein Geld zur SPÖ geflossen.Hochegger versuche „alle in den Skandal mit hineinzuziehen“. Auch Ex-Kanzler Gusenbauer weist die Verdächtigungen zurück.

Wien/Rie/Pri/Eid/Oli/Apa. Die Budgetdebatte am Donnerstag im Nationalrat war allenfalls ein Nebenschauplatz. Während die Klubchefs am Rednerpult den ersten Haushalt von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) in seine Einzelteile zerlegten, wurde in den Abgeordnetenreihen hastig ein anderes Schriftstück umhergereicht: Der Lobbyist Peter Hochegger, der von der Telekom in Summe 38Mio. Euro erhalten hat, hat im Magazin „News“ sein Schweigen gebrochen und dabei Vorwürfe gegen die SPÖ erhoben.

So hat Hochegger im Auftrag der Telekom den Berater Heinz Lederer, in der Ära Klima in der SPÖ für die Kommunikation zuständig, engagiert, um in den Jahren 2002 bis 2007 Kontakt zur SPÖ zu halten. Er soll dafür 700.000 Euro Honorar kassiert haben.

Für Heinz Lederer sind die Vorwürfe von Hochegger allerdings „Nebelgranaten“. Dieser versuche „alle in den Skandal hineinzuziehen“. Dass über ihn jemals Geld von der Telekom oder einem anderen Unternehmen an die SPÖ, an eine andere Partei oder an irgendwelche Politiker geflossen sei, schließt der Kommunikationsberater und ehemalige SPÖ-Kommunikationschef im Gespräch mit der „Presse“ dezidiert aus.

Er, Lederer, habe über die Agentur Hochegger.com „nie über die Lobbyingfirma Valora“, für die Telekom Austria beratend gearbeitet. Es sei dabei unter anderem um seine guten Journalistenkontakte gegangen, um die Entwicklung von Kommunikationsstrategien und die „Aufarbeitung schwieriger Themen für die Telekom“. Lobbying habe er nicht betrieben. Die von Hochegger genannten Summen von 100.000 Euro pro Jahr bezeichnet Lederer als „nicht nachvollziehbar“. Er habe die genauen Zahlen nicht im Kopf, aber er könne beispielsweise ausschließen, dass 2007 Geld geflossen sei, weil er nur bis 2006 für Hochegger gearbeitet habe.

Die Vorwürfe träfen ihn persönlich, weil „ich niemals dritten Personen oder Institutionen etwas gebe“. Es sei auch nie jemand mit diesem Ansinnen an ihn herangetreten. Befragt, warum er glaube, dass mehrere Parteien von der Telekom Geld kassiert hätten und ausgerechnet die SPÖ nicht, meinte Lederer: „Das ist eine einfache Antwort: weil die SPÖ Oppositionspartei war.“

Gusenbauer: Jeder Vorstand bekam Termin

„Ich weiß wirklich nicht, wer von wem für was bezahlt wird. Bei mir hat auf jeden Fall jeder Vorstand eines österreichischen Unternehmens einen Termin bekommen, wenn er einen wollte“, sagt Alfred Gusenbauer im „Presse“-Gespräch zu den Hochegger-Aussagen, Lederer sei von der Telekom dafür engagiert worden, enge vertrauliche Kontakte zu ihm als damaligen SPÖ-Chef und seinem Klubchef Josef Cap zu pflegen und bei Bedarf kurzfristige und vertrauliche Gespräche mit dem Telekom-Vorstand zu vermitteln. Geldflüsse von der Telekom über Lederer zur SPÖ habe es „mit Sicherheit nicht gegeben“, sagt Gusenbauer. Er selbst sei erst nach seinem Ausscheiden aus der Politik im Advisory-Board von Hocheggers Projektentwicklungsfirma für erneuerbare Energie gesessen.

Ähnlich argumentiert Josef Cap: Es sei seine Aufgabe als SPÖ-Klubchef, mit Vertretern der Wirtschaft zu reden. Diese Gespräche seien aber nicht geheim. Es könne jeder bei ihm lobbyieren, dies würde aber keine Auswirkung haben.

SPÖ, Libro, Telekom, Spot

Heinz Lederer war einst Kommunikationschef der SPÖ und unter Kanzler Viktor Klima dessen PR-Manager. 2001 wurde er Vorstand der inzwischen liquidierten Lion.cc, der Internetbuchhandlung von Libro. Dann machte er sich selbstständig. Nun agiert der umtriebige Kommunikationsprofi über seine „Heinz Lederer Communications GmbH“. Er unterhält nicht nur in die rote Reichshälfte gute Kontakte, sein Netzwerk reicht auch in die ÖVP. Als Drehscheibe dafür dient die Firma Spot (Special Opportunities Beteiligungen). Die Spot GmbH gehörte Stefan Prochaska, dem Anwalt des in der Telekom-Affäre höchstwahrscheinlich als Kronzeuge fungierenden Ex-Telekom-Managers Gernot Schieszler. Die Anteile Prochaskas übernahm Thomas Scheiner. Lederer, der mit Prochaska und Scheiner gut bekannt ist, war in der Spot AG Aufsichtsrat. Die Spot GmbH hält 48Prozent an der Spot AG. Nach wie vor im Spot-Aufsichtsrat sitzt Winfried Braumann, ehemaliger Sekretär von SPÖ-Finanzminister Ferdinand Lacina, und Herbert Paierl, Chef des Management Clubs und Ex-ÖVP-Landesrat.

Die Spot GmbH ist auch Eigentümerin der RSCG 4D. Geschäftsführer dieser Kommunikationsagentur ist Laszlo Jakabffy, der die Hochegger.com-Nachfolgeagentur Martrix bis zu deren Konkurs und Liquidation leitete. Zufall oder nicht: Lederer wurde auf der Spot-Homepage als „Lobbyist und PR-Experte vieler österreichischer Großunternehmen“ groß herausgestellt – bis Donnerstagfrüh. Dann wurde die Seite geschlossen.

Hochegger hat im Interview auch Telekom-Kontakte zu Grünen erwähnt – zu Gabriela Moser (siehe Seite vier) und Monika Langthaler. „Vollkommen absurd“ nennt das Langthaler. Ihre Firma Filmhof GmbH hatte einen Sponsoringvertrag mit der Telekom, die Werbeleistungen und Kartenkontingente gekauft hat. Eine einzige Rechnung der Firma ging an Hocheggers Valora.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.10.2011)

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