Spätestens als die Protestler die Brooklyn Bridge besetzten, war ihnen weltweite Aufmerksamkeit sicher.
Es begann mit einer Aufforderung auf der Homepage des kanadischen Magazins „Adbusters“. „Bist du bereit für den Tahrir-Moment?“, fragte das konsumkritische Medium seine mehr als 100.000 Leser in Anspielung auf die Ursprünge der Revolution in Ägypten. Und weiter: „Strömt am 17. September nach Lower Manhattan, baut Zelte, Küchen, friedliche Barrikaden und besetzt die Wall Street.“
Die Resonanz war zunächst nicht besonders groß. Knapp 1000 Menschen folgten der Aufforderung. Sie ließen sich im Zuccotti Park, zwei Straßen von der Wall Street entfernt, nieder. Doch sie kamen um zu bleiben und nach einer Woche wurden auch die größten US-Medien auf die „kleine Gruppe von Spinnern“ (Fox News) aufmerksam. „Wir sind die 99 Prozent, an uns führt kein Weg vorbei“, lautet der Slogan der Bewegung.
Mehr als 700 Festnahmen. Tatsächlich kein Weg an den Demonstranten vorbei führte am 1. Oktober auf der Brooklyn Bridge. Die Protestler blockierten das New Yorker Wahrzeichen. Die Polizei nahm mehr als 700 Menschen vorübergehend fest und mit einem Schlag berichteten Medien weltweit in großem Stil.Wenn es einen Moment des Durchbruchs für „Occupy Wall Street“ gibt, dann diesen.
Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichten die Demonstrationen am 15. Oktober. In hunderten Städten weltweit gingen die Menschen auf die Straße. Seitdem ließen sich unter anderem US-Präsident Barack Obama und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu Sympathiekundgebungen hinreißen. Einen Zeitplan, wie es weitergehen soll, hat Ed Needham, Sprecher der Bewegung, nicht. Nur soviel: „Wir wollen weiterhin exponentiell wachsen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.10.2011)