"News of the World" bespitzelte Anwälte seiner Opfer

News World bespitzelte Anwaelte
News World bespitzelte Anwaelte(c) AP (Kirsty Wigglesworth)
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Das Blatt hatte einen Privatdetektiv auf zwei Anwälte von Opfern der Lauschaffäre angesetzt. Am Donnerstag muss James Murdoch erneut aussagen.

Seit Monaten werden die dubiosen Praktiken des eingestellten britischen Boulevard-Blatts "News of the World" Stück für Stück aufgedeckt, nun ist ein weiteres Detail als Licht gekommen: "News of the World" soll einen Privatdetektiv auf zwei Anwälte, die Opfer der Spitzelaffäre vertreten haben, angesetzt haben, berichten BBC und "Guardian". Bereits 2006 war ein Teil des Skandals ans Licht geraten, die Opfer klagten das Boulevardblatt daraufhin. Anfang 2010 hatte "News of the World" dann den ehemaligen Polizist Derek Webb angeheuert. Er wurde auf den Anwalt Mark Lewis, der unter anderem die Familie einer entführten und später ermordeten Schülerin vertrat, sowie Lewis' ehemalige Assistentin Charlotte Harris, eine weitere Opferanwältin angesetzt. Webb sollte demnach nachweisen, dass die beiden eine Beziehung hatten und vertrauliche Informationen austauschten. Der Privatdetektiv wurde nach eigenen Angaben von dem Blatt Anfang 2010 angeheuert.

Der Auftrag war Teil einer größeren Aktion: Denn "News of the World" wollte Lewis davon abbringen, weiter Opfer des Abhörskandals zu vertreten. Die Boulevardzeitung habe auch versucht, einen ehemaligen Kunden des renommiertem Anwalts zu einer Klage gegen ihn zu bewegen, sagte Webb.

Bekannt wurde außerdem, dass weit mehr Menschen von dem Abhörskandal betroffen sein dürften als ursprünglich angenommen. In der Affäre wurden Telefonate von knapp 5800 Menschen abgehört, gab die britische Polizei vor wenigen Tagen bekannt. Im Vergleich zu vorherigen Angaben vom Juli sind dies fast 2000 Opfer mehr als bisher angenommen. Die neue Opferzahl sei nicht als endgültig anzusehen, sie könne sich im Laufe der weiteren Untersuchungen noch ändern, erklärte die Polizei.

James Murdoch muss aussagen

Murdochs Sohn James muss am Donnerstag, dem 10. November, in seiner Rolle als Chef von "News of the World"-Herausgeber "News International" erneut vor einem Parlamentsausschuss zu dem Skandal Stellung beziehen. Murdoch hatte im Juli gemeinsam mit seinem Vater Rupert im Parlament ausgesagt und bestritten, dass er von der Abhörpraxis bei der Boulevardzeitung gewusst habe. Eine entsprechende E-Mail habe er nie gesehen, sagte der Chef von News International, dem britischen Zweig des Medienimperiums seines Vaters.

Zwei führende Mitarbeiter sagten aber anschließend aus, dass sie die E-Mail 2008 mit James Murdoch besprochen hätten. James Murdoch wies die Vorwürfe damals zurück.

Die Lauschaffäre

Journalisten der "News of the World" hatten jahrelang Handymailboxen von Prominenten und von Angehörigen getöteter Soldaten und Kriminalitätsopfern abgehört. Der Skandal, der zum Teil bereits 2006 aufflog, hatte sich im Juli ausgeweitet. Damals wurde bekannt, dass Journalisten des Blatts auch die Mailbox der entführten 13-jährigen Schülerin Milly Dowler geknackt hatten.

Die Abhöraffäre entwickelte sich zum innenpolitischen Skandal aus und führte zur Einstellung von "News of the World", dem Rücktritt von Vertrauten des Medienmoguls Rupert Murdoch, ranghohen Polizeibeamten und eines Mitarbeiters von Premierminister David Cameron.

(Ag.)

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Noch bis zum Sommer hatte ein Detektiv für die britische Zeitung „News of the World“ spioniert. Seit 2003 stand Detektiv Derek Webb, ein ehemaliger Polizist, auf der Gehaltsliste der Zeitung.

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