Abhöraffäre: James Murdoch und die E-Mail "An Neville"

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Abhoeraffaere James Murdoch SchluesselEMail(c) AP
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James Murdochs Sohn musste am Donnerstag erneut vor dem britischen Parlamentsausschuss aussagen. Eine Schlüsselrolle kam einer E-Mail an den Chefreporter zu.

Bereits zum zweiten Mal musste der Medienunternehmer James Murdoch, Europa-Chef des Medienkonzerns seines Vaters Rupert Murdoch, in der "News of the World"-Affäre vor dem Untersuchungsausschuss des Parlaments aussagen. Er beteuerte am Donnerstag vor Abgeordneten des britischen Parlamentsausschusses für Kultur, Medien und Sport weiterhin, nicht von den illegalen Abhörpraktiken bei dem inzwischen eingestellten Boulevardblatt gewusst zu haben. Beim ersten Auftritt gemeinsam mit seinem Vater am 19. Juli hatte der Europa-Chef des Medienkonzerns News Corporation erklärt, er habe erst aus den Medien von dem Ausmaß der Abhöraffäre erfahren.

Eine E-Mail an Neville

Inzwischen waren aber Zweifel James Murdochs Glaubwürdigkeit aufgetaucht, denn ehemalige Mitarbeiter hatten behauptet, dass er weit früher als behauptet von den Abhöraktionen wusste. Darunter war auch der ehemalige Chefredakteur der "News of the World" Colin Myler. Konkret ging es um eine E-Mail, die an den später verhafteten "News of the World"-Chefreporter Neville Thurlbeck ging und "For Neville" genannt wurde: Die Mail aus dem Jahr 2005 enthielt Abschriften von Mitschnitten, erklärte der ehemalige Justiziar von Murdochs britischer Zeitungsgruppe, Tom Crone.

Aus dieser "For Neville"-Mail sei hervorgegangen, dass das illegale Abhören von Mobilfunktelefonen kein Einzelfall gewesen sei. Crone und Myler hätten die Mail James Murdoch bereits 2008 vorgelegt. Das bestritt James Murdoch. Crones und Mylers Aussagen seien falsch, sagte der 38-Jährige.

Große Zahlung, ohne Grund zu kennen?

Der Parlamentsabegeordnete Tom Watson nahm James Murdoch besonders hart in die Mangel. Er warf dem Sohn des Medienmoguls sogar mafiöse Methoden vor. Ob er sich mit der Mafia auskenne und wisse, was "omerta" bedeute, fragte der Abgeordnete etwa. Das fand James Murdoch "beleidigend".

Der Abgeordnete Phillip Davies wiederum fand es unglaubwürdig, dass Murdoch 2007 eine Zahlung von mehr als 500.000 Pfund wegen einer Klage bewillige, ohne den Grund zu kennen - dabei ging es nämlich um eine Entschädigung für ein Opfer der Abhöraffäre. Gordon Taylor, Präsident der Fußballer-Gewerkschaft, soll 700.000 Pfund von News International bekommen haben, nachdem bekannt wurde, dass "News of the World"-Reporter sein Telefon abhörten. Auch in diesem Fall wies Murdoch jede Schuld - und jede Kenntnis - von sich.

Prinz William bespitzelt

Erst in den vergangenen Tagen war bekannt worden, dass die Reporter von "News of the World" nicht nur die Telefone von Prominenten, Kriegerwitwen und Verbrechensopfern angezapft hatten. Sie setzten auch gezielt Privatdetektive ein, um Prominente wie den künftigen Thronfolger Prinz William auszuspionieren. Murdoch räumte ein, diese Praxis sei "inakzeptabel".

(Ag./her)

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