Auch deutsche Banken brauchen deutlich mehr Kernkapital

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Die Lücke hat sich innerhalb eines Quartals auf zehn Milliarden Euro verdoppelt. Einer der Gründe für das Anwachsen der Lücke ist die Italien-Krise. Die deutschen Institute wollen neue Staatshilfen vermeiden.

Frankfurt/Red/Ag. Die Lücke zur Erfüllung der strengeren Eigenkapitalregeln für „Systembanken“ explodiert nicht nur in Österreich: In Deutschland ist sie nach neuen Berechnungen der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) fast doppelt so groß wie noch vor drei Monaten. Die vier betroffenen Institute (Deutsche Bank, Commerzbank, Landesbank Baden Württemberg und NordLB) werden ihr Kernkapital zur Erfüllung der neuen Regeln nicht, wie bisher angenommen, um 5,2, sondern um zehn Mrd. Euro aufstocken müssen. Die „Financial Times Deutschland“ („FTD“) zitierte dazu einen deutschen Bankenaufseher mit den Worten, „ich würde tippen, dass diese Beträge noch einmal höher liegen könnten“.

Einer der Gründe für das starke Anwachsen der Lücke ist die Italien-Krise: Die war zum Zeitpunkt des Banken-Stresstests, der die Basis für die Juni-Berechnungen lieferte, noch nicht aufgeblüht. Die EBA hatte zu diesem Zeitpunkt für die 70 größten europäischen Banken einen Kapitalbedarf von 106 Mrd. Euro ermittelt. Der dürfte jetzt wohl zumindest doppelt so hoch sein.

Wie die österreichischen Banken wollen auch die deutschen Institute neue Staatshilfen vermeiden. Deutsche Bank und Commerzbank wollen ihre Kapitalquoten durch Redimensionierung erhöhen: Sie wollen „risikogewichtetes Vermögen reduzieren“, also die Bilanzsumme verkleinern. Damit steigt die Eigenkapitalquote, ohne dass neues Kapital aufgenommen wird. Die LLBW und NordLB werden ihre öffentlichen Eigentümer anzapfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.11.2011)

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