Die flächendeckende Einführung ohne Evaluierung sei ein Beispiel für „die Ignoranz der Politik“.Auch die Gewerkschaft kritisiert den Gesetzesentwurf.
Wien/Apa/Red. Die flächendeckende Einführung der Neuen Mittelschule sorgt für immer heftigere Kritik: Ohne eine Evaluierung des Schulversuchs sei die Übernahme in den Regelbetrieb verfrüht, sagt Josef Lucyshyn, Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie). Wie „Die Presse“ berichtete, fehlen an vielen Neuen Mittelschulen die Lehrer für den Teamteaching-Unterricht.
Die Kritik des Bifie-Chefs geht noch weiter: Sein Institut wurde im Jahr 2009 damit beauftragt, den Versuch zu evaluieren. Vorliegen wird der Bericht, der als Entscheidungsgrundlage für den weiteren Ausbau galt, erst Ende 2012. Die flächendeckende Umstellung der Hauptschulen wurde in der Zwischenzeit von der Koalition allerdings längst beschlossen.
Lucyshyn bezeichnet dies als „Ignoranz der Politik gegenüber Daten“. Die Darstellung im Gesetzesentwurf, wonach sich „der Modellversuch bewährt hat“, sei nicht nachvollziehbar. „Das ist nicht datenbasierte Politik“, so Lucyshyn. „Hier ist man ideologischen Argumentationen gefolgt.“ Die Ergebnisse der Bifie-Evaluierung sollen erst 2015 vorliegen.
Auch die Gewerkschaft kritisiert den Gesetzesentwurf: Die AHS-Gewerkschafter fordern eine strengere Selektion beim Aufstieg in die Oberstufe, die Pflichtschullehrer warnen indes vor einer Benachteiligung von Schülern aus der Neuen Mittelschule.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2011)