Duma-Wahl: Putins Partei "rettet" absolute Mehrheit

Wenig zu feiern gab es für Putins Partei Einiges Russland
Wenig zu feiern gab es für Putins Partei Einiges Russland(c) AP (Sergey Ponomarev)
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Die Parlamentswahl in Russland brachte für die Partei von Premier Wladimir Putin herbe Verluste. Er sprach trotzdem von einem "optimalen Resultat in einer schwierigen Zeit".

Bisher konnte die Partei von Ministerpräsident Wladimir Putin, "Einiges Russland", mit einer Zweidrittelmehrheit regieren. In der Nacht auf Montag musste sie nach herben Verlusten bei den Parlamentswahlen in Russland jedoch um die absolute Mehrheit bangen. Es war mit fortschreitender Auszählung der Stimmen eine Berg- und Talfahrt um die 50-Prozent-Marke. Einmal lag sie wenige Zehntel darüber, später wieder knapp darunter. Am Morgen bestätigte die zentrale Wahlkommission, dass die Kreml-Partei 238 von 450 Abgeordnetensitzen erhält, die absolute Mehrheit ist somit gesichert.

Putin, der nach vier Jahren als Premier im kommenden Jahr erneut zum Präsidenten gewählt werden will, sprach trotz der Verluste sowie massiven Fälschungsvorwürfen von einem "optimalen Resultat in einer schwierigen Zeit". Das Ergebnis gewährleiste die Fortsetzung der stabilen Entwicklung des Landes. Präsident Dmitrij Medwedjew räumte ein, dass das Ergebnis "die Stimmung in der Bevölkerung" abbilde. Das gute Ergebnis von 2007 sei wegen der damaligen "Höhe der wirtschaftlichen Entwicklung" nicht zu wiederholen gewesen.

Mit der Abstimmung leiteten Putin und Medwedjew ihren für 2012 geplanten Ämtertausch ein. Die Wahl galt als wichtiger Stimmungstest für das Machttandem. Putin, der bereits von 2000 bis 2008 Präsident war, will sich am 4. März 2012 wieder in den Kreml wählen lassen. Medwedjew soll dann Ministerpräsident werden.

Kommunisten die zweitstärkste Kraft

"Einiges Russland" kam nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen auf 49,5 Prozent - vor vier Jahren hatte sie noch 64 Prozent erhalten. Die Kommunisten kamen nach bisherigem Stand der Auszählung auf 19 Prozent der Stimmen (92 Sitze), die linkskonservative Partei Gerechtes Russland auf 13,22 Prozent (64 Sitze) und die ultranationalistische Liberaldemokratische Partei von Wladimir Schirinowski auf 11,66 Prozent (56 Sitze). Sie schafften somit erneut den Sprung in die Staatsduma. Die Wahlbeteiligung lag bei mehr als 60 Prozent, wie Wahlleiter Wladimir Tschurow sagte.

Zu der Wahl für die Staatsduma waren am Sonntag rund 110 Millionen Bürger der Russischen Föderation aufgerufen gewesen.

200 Regierungsgegner festgenommen

Nach Angaben von Regierungskritikern wurde die Abstimmung am Sonntag von erheblichen Unregelmäßigkeiten begleitet. Wahlbeobachter listeten Tausende Verstöße auf und stellten Videos davon ins Internet. Die Bürgerrechtlerin Ljudmila Alexejewa nannte die Wahl "undemokratisch". Die liberale Oppositionspartei Jabloko will angesichts der massiven Fälschungsvorwürfe das Ergebnis der Abstimmung vom Sonntag nicht anerkennen.

Bei Protesten der Opposition nahm die Polizei allein in Moskau und St. Petersburg fast 200 Regierungsgegner fest. Landesweit waren 330.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Wahlleiter Tschurow hatte Fälschungsvorwürfe zurückgewiesen und die Abstimmung schon zuvor "kristallklar und sauber" genannt. Mehrere regierungskritische Internetseiten waren am Wahltag offenbar durch eine großangelegte Cyber-Attacke lahmgelegt. Regierungsgegner kündigten daher noch für Montag Massenproteste in Moskau an.

(Ag.)

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