Am Mittwoch kostete ein Euro 320 Forint. Analysten erklärten den Abfall mit der Ungewissheit über einen von Ungarn dringend benötigten Notkredit des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Budapest/Dpa/Red. Im neuen Jahr hat sich die Talfahrt der ungarischen Währung fortgesetzt. Am Mittwoch erhielt man für einen Euro 320 Forint, so viel wie noch nie. Zum Vergleich: Vor drei Jahren war ein Euro um 250 Forint zu haben. Analysten erklärten den Abfall mit der Ungewissheit über einen von Ungarn dringend benötigten Notkredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Union (EU).
Ungarn will seit November des vergangenen Jahres über einen solchen Kredit verhandeln. Regierungschef Viktor Orbán ist jedoch in die Kritik geraten, weil er durch neue Gesetze und Verfassungszusätze die Unabhängigkeit der Notenbank einschränken will. Am Dienstag waren in Budapest Meldungen aus Insiderkreisen aufgetaucht, wonach die Regierung Orbán in Wirklichkeit gar keinen (mit strengen Auflagen verknüpften) IWF-Kredit mehr anstrebe, sondern die Staatsschulden über den Zugriff auf die Devisenreserven der Nationalbank finanzieren möchte. Ein Regierungssprecher dementierte das jedoch umgehend.
Die EU-Kommission will wegen der Ausweitung der Regierungskontrolle über die Notenbank derzeit nicht über einen Kredit verhandeln, sondern erwägt, wie berichtet, ein Vertragsverletzungsverfahren.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2012)