Die Zahl der Austritte sinkt. Und bleibt auf hohem Niveau.
Was, so könnte man fragen, was bedeuten für die katholische Kirche, die 5,5 Millionen Mitglieder zählt, schon 80.800 Beitragszahler weniger innerhalb eines Jahres? Tatsächlich nicht besonders viel, wenn man weiß, dass der ÖAMTC 1,8 Millionen, der ÖGB gar nur vergleichsweise lächerliche 1,2 Millionen Mitglieder hat. Am Dienstag wurden die offiziellen Kirchendaten veröffentlicht. Und dabei zeigt sich ein relativ undifferenziertes Bild: Die katholische Kirche befindet sich, was die nackten Zahlen betrifft, fast überall im Minus. Die Zahlen der Taufen, Firmungen, Messbesucher, Priesterweihen,... gehen zurück. Kontinuierlich. Fünf Männer haben 2010 ihr Ordensgelübde abgelegt. In ganz Österreich.
Für eine Organisation wie die katholische Kirche hat es nicht Priorität, fortwährend zu wachsen. Aber sie befindet sich – nicht nur in Österreich! – ohne Zweifel in einer Art Dauerstresstest. Noch gelingt es, wesentliche Dienste für die Gesellschaft (Caritas, Schulen, Spitäler) aufrechtzuerhalten. Ein Ende der Entwicklung ist, auch wenn manche anderes weismachen wollen, nicht in Sicht. Darauf zu reagieren wird Aufgabe der Kirchenleitung wie der Gesellschaft sein.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2012)