Sparmaßnahmen dürfen keine Ausrede für Mängel bei der Patientenversorgung sein.
Für die junge Frau, die ihr Kind im vierten Schwangerschaftsmonat verloren hat, ist es wohl kein Trost, wenn sie mitgeteilt bekommt, dass jede vierte werdende Mutter dasselbe Schicksal erleidet. Eher singulär ist das Drumherum. Als sie sich wegen Blutungen an das Krankenhaus Göttlicher Heiland wendet, wird sie behandelt und weggeschickt. Auch im AKH wird sie nicht aufgenommen, offenbar nicht einmal untersucht. Die Begründung ist interessant: Man fühle sich nur für Risikoschwangerschaften zuständig, heißt es. Offenbar hat Österreichs größtes Krankenhaus seinen Auftrag gründlich missverstanden.
Noch mehr missverstanden haben Ärztevertreter ihre Aufgabe. Wenn ein Betriebsrat und sogar die Kammer behaupten, der Fall sei Folge des Sparkurses, lässt das nicht auf große Diagnosefähigkeiten schließen. Im AKH waren Betten frei. Und einem Arzt ist zumutbar, selbst bei tatsächlichen Engpässen in Notfällen einem Patienten anderswo Behandlung zu verschaffen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2012)