Patienten nicht missbrauchen!

Sparmaßnahmen dürfen keine Ausrede für Mängel bei der Patientenversorgung sein.

Für die junge Frau, die ihr Kind im vierten Schwangerschaftsmonat verloren hat, ist es wohl kein Trost, wenn sie mitgeteilt bekommt, dass jede vierte werdende Mutter dasselbe Schicksal erleidet. Eher singulär ist das Drumherum. Als sie sich wegen Blutungen an das Krankenhaus Göttlicher Heiland wendet, wird sie behandelt und weggeschickt. Auch im AKH wird sie nicht aufgenommen, offenbar nicht einmal untersucht. Die Begründung ist interessant: Man fühle sich nur für Risikoschwangerschaften zuständig, heißt es. Offenbar hat Österreichs größtes Krankenhaus seinen Auftrag gründlich missverstanden.

Noch mehr missverstanden haben Ärztevertreter ihre Aufgabe. Wenn ein Betriebsrat und sogar die Kammer behaupten, der Fall sei Folge des Sparkurses, lässt das nicht auf große Diagnosefähigkeiten schließen. Im AKH waren Betten frei. Und einem Arzt ist zumutbar, selbst bei tatsächlichen Engpässen in Notfällen einem Patienten anderswo Behandlung zu verschaffen.

dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Schwangere abgewiesen Patientenanwalt prueft
Wien

Schwangere abgewiesen: Patientenanwalt prüft Spitäler

Sollte die Krankenhäuser einen Fehler gemacht haben, werde er Schadenersatz einfordern, sagt Patientenanwalt Brustbauer. Eine junge Wienerin hat nach einer Odyssee ihr Kind verloren.
Jede zweite Schwangerschaft endet
Österreich

Jede zweite Schwangerschaft endet nicht mit Geburt

Meist bemerken die Frauen selbst nicht, dass sie schwanger waren, sagt Österreichs oberster Gynäkologe Christian Marth. Bei Blutungen wird Bettruhe verordnet - ob das hilft, ist fraglich.
Wien

Schwangere abgewiesen: Kritik am AKH nach Fehlgeburt

KAV-Direktor Marhold und Minister Stöger pochen auf die Pflicht, Notfälle aufzunehmen. Laut AKH-Betriebsrat ist der Fall Folge des Sparens. „Die Spitäler haben einen klaren Auftrag“, so der Gesundheitsminister.
Spitaeler wiesen blutende Schwangere
Wien

Von Spitälern abgewiesen: 26-Jährige verliert Kind

Zwei Wiener Krankenhäuser haben die Schwangere abgewiesen, obwohl sie eine Sturzblutung erlitten hat. Die Spitäler weisen die Verantwortung zurück.
Wien Zwei Spitaeler wiesen
Wien

Wien: Zwei Spitäler wiesen blutende Schwangere ab

Eine Schwangere mit Sturzblutungen wurde vom Krankenhaus Göttlicher Heiland und dem AKH Wien ohne Diagnose wieder nach Hause geschickt. Erst das dritte Spital nahm sie auf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.