Meist bemerken die Frauen selbst nicht, dass sie schwanger waren, sagt Österreichs oberster Gynäkologe Christian Marth. Bei Blutungen wird Bettruhe verordnet - ob das hilft, ist fraglich.
Eine junge Wienerin hat nach Blutungen in der 13. Schwangerschaftswoche ihr Kind verloren, nachdem zwei Wiener Spitäler sie nicht aufgenommen haben. Allein ist sie mit ihrem Abort nicht: 50 Prozent der natürlichen Schwangerschaften enden nicht mit einer Geburt. In den meisten Fällen bemerken die Frauen nicht, dass sie schwanger waren, weil der Abortus so früh erfolgt, sagte der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Christian Marth von der MedUni Innsbruck.
Man nimmt an, dass rund 30 Prozent der Schwangerschaften schon ganz früh enden. Aber den Frauen sei in diesen Fällen nicht bewusst, dass sie schwanger gewesen seien. "Da verschiebt sich die Regelblutung vielleicht um eine Woche und ist dann etwas stärker", so Marth. Bis zur 13. Schwangerschaftswoche kommen noch etwa 15 Prozent Risiko hinzu. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab. Christian Marth: "Da spielt das Alter eine Rolle, ebenso die Vorgeschichte." Schon einmal Betroffene haben ein anhaltend erhöhtes Risiko.
Bettruhe bei Blutungen
Dass Schwangere in dieser Phase der Schwangerschaft in die Klinik kommen, ist relativ häufig. "Wir haben ein bis zwei solcher Fälle pro Woche. In der überwiegenden Mehrzahl solcher Fälle liegt die Ursache beim Kind." Es handelt sich dabei um eine Art natürlichen Schutzmechanismus, der bei genetischen Schäden oder drohenden Missbildungen zum Abbruch der Schwangerschaft führt. Bei Blutungen in dieser Phase der Schwangerschaft wird Bettruhe verordnet. Wissenschaftlich belegt ist ein schützender Effekt aber nicht. "Therapeutisch haben wir sonst eigentlich nichts anzubieten."
Schwangere mit Blutungen sollten jedenfalls ärztlich begutachtet werden. Nach der Ursache sollte gesucht werden. Gemeinsam mit den Betroffenen wird dann entschieden, ob eine Spitalsaufnahme erfolgt oder nicht. Das hängt natürlich in erster Linie vom körperlichen und psychischen Zustand der Frau ab. Nur ein Teil der Frauen will in einem solchen Fall ins Spital.
Ab etwa der 16. Schwangerschaftswoche ist ein Abortus bereits selten. Das Restrisiko bis zur Geburt wird mit etwa fünf Prozent angesetzt. Weil in der späteren Schwangerschaft zumeist andere Gründe vorliegen, gibt es dann mehr Möglichkeiten, drohende Frühest- bzw. Frühgeburten möglichst zu verhindern.
(APA)