Angelika Niedetzky: Mit Euphorie am Start

Von der TV-Ulknudel zur Solokabarettistin: Angelika Niedetzky macht das Leben zum Langstreckenlauf.

TIPP

Den oberösterreichischen Dialekt hat Robert Palfrader angeblich von Angelika Niedetzky so gut gelernt. „Ja, das stimmt“, sagt die gebürtige Linzerin: „Ein paar Sachen hab ich ihm schon beigebracht.“ Im Jahr 2004 wurde Niedetzky vom ORF als Nachfolgerin von Max Schmiedl in „Echt fett“ gecastet. „Den Palfrader hab ich von der ersten Minute mögen, wir sind ein bissl wie Bruder und Schwester.“ So gelangte die blonde Schauspielerin zu großer Bekanntheit, drei Jahre lang war ihr für all die Szenen vor der versteckten Kamera nichts zu peinlich.
Den Mut, vor Publikum die Sau rauszulassen, hat Niedetzky aber schon viel früher erworben: Von dem anfänglichen Studium der Ernährungswissenschaften an der Uni Wien sattelte sie, ohne ihre Eltern zu informieren, auf Schauspiel um. „2002 hat sich in der Schauspielschule eine Gruppe formiert: drei Männer und ich. Wir nannten uns Bakschisch und haben bei der Weihnachtsfeier eine einzige Nummer gespielt“, erzählt Niedetzky. Mit dieser Nummer trat Bakschisch in Graz beim renommierten Kabarettwettbewerb „Grazer Kleinkunstvogel“ auf und gewann sofort den Publikumspreis. „Daraufhin haben wir ein ganzes Programm geschrieben und sind durch Österreich getourt. Zeitgleich war ich noch in der Kabarettgruppe Freaky Nylons mit drei Frauen“, erinnert sie sich.

Darf nicht fad werden. Niedetzkys Wurzeln liegen also im Kabarett, sie spielte auch drei Jahre im Ensemble des Kabarett Simpl. Daher rührt es wohl, dass sie auch in Film und Fernsehen eher in Richtung „Ulknudel“ besetzt wird. Zuletzt brillierte Niedetzky als diebische, aber sexy Krankenschwester im Film „Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott“ und im Fernsehen in der Impro-Comedy „Schlawiner“ von Paul Harather an der Seite von Michael Ostrowski, Gregor Seberg und Gerald Votava (eine zweite Staffel ist bereits in Planung).

Jetzt, im Februar 2012, ist es erstmals so weit, dass sie sich allein als Kabarettistin auf die Bühne stellt. „Fürchten wäre übertrieben“, sagt Niedetzky. „Aber es ist eine Challenge, dass man zwei Stunden die Spannung hält. Die Leute so richtig zu unterhalten, das ist ein Kraftakt. Und es darf einem selbst nicht fad werden dabei. Ja, es ist ein Marathon“, lacht sie.

Das ist genau der Titel ihres Programms: „Marathon“. Sie will sich nur über die Dinge lustig machen, bei denen sie sich gut auskennt. „Tagespolitik können z. B. andere besser satirisch verarbeiten. Kabarett muss aus einem selbst kommen“, sagt Niedetzky. Zweimal ist sie schon einen Marathon gelaufen. „Bei dem in Wien hab ich mich nur einen Tag davor angemeldet. Da zahlt man zwar bissl mehr, eine Deppensteuer. Aber ich war nicht gut genug vorbereitet: Nach dem Lauf bin ich im Volksgarten auf dem Boden gesessen und dachte: Da komm ich nie wieder auf.“ Der zweite Lauf war im November in New York, gemeinsam mit 47.000 anderen Läufern: „Der ist psychologisch ganz schlecht, weil es immer bergauf geht – vor allem am Schluss beim Central Park.“

Ursprung in Griechenland.
Doch ihr Kabarettprogramm soll keine Sportberichterstattung werden. Vielmehr ist es ein sehr persönliches Stück, Regie führt Andy Hallwaxx: „Vieles habe ich selbst erlebt. Ich erzähle auch von meiner Großmutter und meinen Eltern, also wo ich herkomme. Dazu kommen Geschichten, die Freunden passiert sind.“ Die Phasen eines Marathons lassen sich laut Niedetzky ummünzen auf das ganze Leben: „Jeder von uns rennt täglich seinen Marathon. Sei es in der Beziehung, im Job, beim Einkaufen oder beim Alkoholtrinken: Man fangt mit irrsinniger Euphorie an, irgendwann wird einem fad, dann kannst irgendwann nimmer und denkst ans Aufhören.“ Je nachdem, wie man mit der Lebenssituation umgeht, erreicht man das Ziel dieses Langstreckenlaufs – oder nicht.

Was Niedetzky zudem am Marathon fasziniert, ist, dass er seinen Ursprung in Griechenland hat. So wie sie. Als Kind lebte sie in Thessaloniki und fährt auch jetzt noch mehrmals pro Jahr nach Griechenland – derzeitiger Lieblingsort: eine Insel südlich vom Peloponnes. „Wenn man bedenkt, was die für Hochkultur hatten, ist es erbärmlich, wie sie dort manches verkommen lassen. Die Krise hat Griechenland ja nicht erst seit zwei Jahren, sondern die wirtschaften seit 40 Jahren herunter.“ Das, was von Akropolis, Olympia, Delphi oder anderen Ausgrabungsstätten noch übrig ist, besucht Niedetzky immer wieder gern. „Wenn ich aber in Österreich in einem Griechenland-Leiberl herumlaufe, wird man schon öfters blöd angeredet“, schmunzelt sie.

Auf vollen Heimvorteil kann sie jedenfalls hoffen, wenn nach der Premiere im Wiener Stadtsaal dann die Oberösterreich-Premiere im Linzer Posthof ansteht. Dort könnte es passieren, dass der Saal voll mit Freunden und Familie wird: „Mein Bruder hat schon gesagt, er braucht 100 Karten. Ich dachte, das wär ein Scherz! Aber er hat aufgezählt: für’n Ferdl, für’n Franz, für’n Karl . . .“

Angelika Niedetzky: „Marathon“. Premiere am 20. Februar im Wiener Stadtsaalwww.stadtsaal.com

Weitere Termine: 23. 2., Steinhalle Lannach (Stmk), 24. 2. Stadtsaal Wien, 1. 3. Rothneusiedlerhof (Wien).

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