Moody's senkt Ausblick für Österreich auf "negativ"

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Bei der nächsten Bewertung könnte es zu einer Herabstufung kommen. Sorgen macht das Osteuropa-Geschäft heimischer Banken.

Die Ratingagentur Moody's hat in einer Neubewertung der Bonität Österreichs das Triple-A-Rating bestätigt, gleichzeitig aber den Ausblick auf "negativ" gesenkt, wie die "Presse" berichtete. Damit könnte es bei der nächsten Bewertung zu einer Herabstufung kommen. Auch den Triple-A-Staaten Frankreich und Großbritannien stellte Moody's mit einer Senkung ihres Ausblicks den Verlust ihrer Spitzenbonitäten in Aussicht. Zudem senkte Moody's die Bewertungen für die Kreditwürdigkeit Italiens und Portugals erneut um jeweils eine Stufe sowie diejenige Spaniens um zwei Stufen, wie die Agentur in der Nacht auf Dienstag in Washington mitteilte.

Die Experten senkten die Note für Italien um einen Rang von A2 auf A3 und die Bewertung Spaniens um zwei Ränge auf A1 von A3. Auch Slowenien, die Slowakei und Malta stufte Moody's weiter herab. Als Begründung gab die Agentur an, alle neun Länder seien durch die Eurokrise erheblichen finanziellen und volkswirtschaftlichen Risiken ausgesetzt. Die schwachen wirtschaftlichen Aussichten bedrohten zudem die Umsetzung notwendiger Sparanstrengungen zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Mitte Jänner hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor's Frankreich und Österreich die Bestnote aberkannt und die Länder um eine Note herabgestuft.

Budgetdefizit geringer als erwartet

Das Finanzministerium begrüßte in einer Aussendung die Aufrechterhaltung der Spitzenbonität für Österreich. Als Begründung dafür habe Moody's unter anderem die starke, diversifizierte Wirtschaft, das Fehlen volkswirtschaftlicher Ungleichgewichte, niedrige Arbeitslosigkeit und Leistungsbilanzüberschüsse seit 2002 an sowie die Tatsache, dass das Budgetdefizit im Jahr 2011 aufgrund höherer Einnahmen und strikter Ausgabendisziplin geringer ausgefallen sei als erwartet.

Sparpaket nicht berücksichtigt

Das Ministerium bedauerte, dass der Ausblick von "stabil" auf "negativ" gesetzt wurde. Dafür seien einerseits externe Faktoren wie die internationale Schuldenkrise ausschlaggebend gewesen, auf der anderen Seite das Exposure der heimischen Banken in Osteuropa. Nicht ausreichend berücksichtigt sei, wie es in der Aussendung heißt, auch das eben beschlossene Sparpaket worden: Moody's gehe von einer steigenden Verschuldungsquote aus, während der neue Defizitpfad ab 2012 deutlich sinkende Schuldenquoten vorsehe.

Osteuropa-Engagement macht Sorgen

Moody's erklärt demnach auch, dass der negative Ausblick zu einem Downgrade werden könnte, wenn sich entweder die Krise in der Euro-Zone drastisch verschärft oder weitere wesentliche Stützungsmaßnahmen für den Bankensektor erforderlich werden sollten. Gerade das Osteuropa-Geschäft der heimischen Banken macht der Agentur Sorgen. Derzeit gibt es aber laut Finanzministerium keine Anzeichen dafür, dass solche Stützungen nötig sind: "Der österreichische Finanzsektor ist gerade dabei, mit diversen Maßnahmen seine Kapitalbasis zu stärken. Wir gehen davon aus, dass diese Stärkung von Moody's bei künftigen Bewertungen berücksichtigt wird. Moody's selbst führt an, dass eine deutliche Verbesserung der Kapitalbasis des österreichischen Finanzsektors dazu führen würde, dass der Ausblick wieder auf "stabil" gesetzt wird."

Regierung: Kein Anlass für Maßnahmen

Die Regierung sieht anlässlich des negativen Ausblicks für die Bonität Österreichs keinen Anlass für unmittelbare Maßnahmen. Das jüngst präsentierte Sparpaket sei ausreichend, sagte Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) am Dienstag vor dem Ministerrat. Er ging ebenso wie Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) und Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ) davon aus, dass Moody's bei seinem Rating das Sparpaket noch nicht zur Gänze bewertet habe. Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) geht indirekt davon aus, dass die jüngste Ratingentscheidung von Moody's, den Ausblick der Bonität Österreichs auf "negativ" zu senken, anders ausgefallen wäre, wenn die Ratingexperten das von der Regierung beschlossenen Sparpaket gekannt hätten.

Börsen reagieren

Euro und britisches Pfund gerieten nach den Herabstufungen in Fernost unter Druck. Die Gemeinschaftswährung rutschte kurzfristig auf bis zu 1,3145 Dollar ab, bevor sie sich wieder auf 1,3162 Dollar erholte. Dem Aktienhandel nahm die Entscheidung allen Schwung. "Den asiatischen Märkten ist klar geworden, dass es noch keine Lösung gibt, und das hat die Sorgen wegen der europäischen Probleme wiederbelebt", sagte Frances Cheung von Credit Agricole CIB in Hongkong. "Der negative Ausblick für Großbritannien hat seinen Teil dazu beigetragen. Bisher galt das Land als ziemlich immun, weil es nicht zur Euro-Zone gehört."

CDS teurer

Nach der Moody's Schelte sind am Dienstag die Kosten für die Kreditausfallversicherungen (CDS) gestiegen. So mussten für die Absicherung spanischer Anleihen im Volumen von 10 Mio. Euro für fünf Jahre 374.000 Dollar (282.179 Euro) jährlich bezahlt werden - 8000 Dollar mehr als am Vortag, wie aus den Daten des Finanzdienstleisters Markit hervorgeht. Die Kosten für italienische und österreichische CDS kletterten demzufolge um je 7.000 Dollar auf 403.000 beziehungsweise 173.000 Dollar. Auch für französische und britische CDS mussten Anleger 2000 bis 5000 Dollar mehr berappen.

(Ag. )

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