Nach dem Tod eines Schweden am Mittwoch auf einer frei gegebenen, gesicherten Piste in Ischgl herrscht bei den Verantwortlichen nach wie vor Ratlosigkeit. Vorarlberg ist von Tirol aus wieder erreichbar.
Ischgl/Wien/Kb. Nach dem Tod eines 51-jährigen Schweden am Mittwoch auf einer frei gegebenen, gesicherten Piste in Ischgl herrscht bei den Verantwortlichen nach wie vor Ratlosigkeit. „In den 30 Jahren, in denen ich bei den Bergbahnen bin, hat es hier so ein Unglück noch nicht gegeben“, sagt Hannes Parth, Vorstand der Silvretta Seilbahn AG Ischgl, im Gespräch mit der „Presse“.
Die betroffene Piste sei noch bei Tagesanbruch begutachtet worden, um 9 Uhr und 10.30 Uhr hätten sie zwei Mitglieder der Lawinenkommission erneut besichtigt und schließlich freigegeben. „Uns allen ist unerklärlich, wie sich das Schneebrett oberhalb der Abfahrt lösen konnte. Unter denselben Umständen würden wir wieder so entscheiden und die Piste freigeben.“
Die Staatsanwaltschaft hat bereits eine Untersuchung wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet. Ermittelt wird gegen die Mitglieder der zuständigen Lawinenkommission, nicht gegen den Betreiber, die Silvretta Seilbahn AG, wie Sprecher Hansjörg Mayr der „Presse“ bestätigt. Der noch am Mittwoch bestellte Sachverständige wird in den nächsten Tagen ein Gutachten erstellen, ein geplanter Hubschrauberflug über die Region konnte am Donnerstag wegen Nebels nicht stattfinden.
Über eine allfällige Haftung und Schadenersatzzahlungen habe man vonseiten der Seilbahnen noch nicht mit den Hinterbliebenen des Opfers gesprochen. „Die Familie wollte am Mittwoch nach den anstrengenden behördlichen Einvernahmen mit niemandem mehr reden, und am Donnerstagmorgen sind sie schon abgereist“, so Parth. „Wir stehen aber in Kontakt mit der Reiseleitung und werden auch in aller Ruhe das Gespräch mit der Frau des Verstorbenen suchen.“ Eine grobe Fahrlässigkeit, die für eine gesetzliche Haftung Voraussetzung ist, werde man wohl nicht nachweisen können. „Aber das wird nicht notwendig sein, wir werden die Familie nicht im Stich lassen und ihr von uns aus Unterstützung anbieten.“
Strecke Tirol–Vorarlberg aufrecht
Unterdessen ist die Straßenverbindung zwischen Vorarlberg und Tirol seit Donnerstagmittag wieder aufrecht. Die Arlberg-Schnellstraße (S16) konnte nach der Räumung der Fahrbahn wieder für den Verkehr freigegeben werden. Damit war für die ÖBB auch die Einrichtung eines Schienenersatzverkehrs durch den Arlbergtunnel möglich. Die Sperre der Bahnstrecke dauerte an, auch zahlreiche Straßen waren in Vorarlberg weiter nicht befahrbar. Die S16 hatte am Mittwochabend nach einem Lawinenabgang ab Wald am Arlberg gesperrt werden müssen, damit war die Zufahrt zum Arlbergtunnel unterbrochen.
Der starke Wind und Schneeverfrachtungen haben auch in Teilen Salzburgs für große Lawinengefahr gesorgt. Aus Sicherheitsgründen wurden am Donnerstag einige Straßen gesperrt.
In der Obersteiermark haben am Donnerstag Neuschnee, Wind und Lawinen für massive Verkehrsbehinderungen gesorgt. Mehrere Hauptstraßen waren gesperrt, einige Orte nicht erreichbar. Besonders betroffen waren die ÖBB, die den Schienenverkehr im Ennstal und im Salzkammergut sowie den Postbus-Verkehr im Gesäuse vorübergehend einstellen mussten.
Bei einem Lawinenabgang in Asten (Bezirk Spittal) in Kärnten ist am Donnerstag ein 61 Jahre alter Tourengeher aus Oberösterreich erfasst worden. Der Mann wurde von Bergkameraden rasch geborgen und mit Rippenverletzungen ins Bezirkskrankenhaus Lienz in Osttirol geflogen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2012)