Eine rätselhafte Funkstille

Mit der Telekom Austria geht gerade ein Paradekonzern den Bach runter. Der größte Aktionär sieht es gelassen.

Nun gibt es ja tatsächlich Situationen im Leben, in denen Schweigen die beste Antwort ist. Hin und wieder gibt es auch wirklich nichts zu sagen. Das sieht übrigens auch die ÖIAG so. Etwa, wenn eine neugierige Öffentlichkeit wissen will, was die Staatsholding in Sachen „Telekom Austria“ eigentlich zu tun gedenkt. „Dazu gibt es nichts zu sagen“, lässt der Pressesprecher der ÖIAG ausrichten.

Ach so! Mit der Telekom Austria steht ein teilstaatlicher Großkonzern im dringenden Verdacht, die gesamte politische Landschaft finanziell ausgehalten zu haben, respektive von Parteien zu Geldgeschenken genötigt worden zu sein – und der Vertreter des größten Aktionärs, der Republik Österreich, hat dazu nichts zu sagen. Die interne Revision der Telekom wies nach, dass das Unternehmen Scheinrechnungen in Höhe von neun Millionen Euro ausgestellt hat – und der Vertreter des größten Aktionärs hat dazu nichts zu sagen.

Einer der renommiertesten Konzerne des Landes geht also den Bach runter, aber der größte Eigentümer nimmt's gelassen. Keine außerordentliche Hauptversammlung, um die Sachlage mit anderen Aktionären zu erörtern. Keinerlei Konsequenzen, um das Vertrauen der Märkte wiederherzustellen. Und auch kein Hinweis darauf, dass die logische Folge aus der Affäre die vollständige Privatisierung des Konzerns wäre, um die Verbindung zwischen Telekom und Politik zu kappen.

Wie gesagt: Hin und wieder bleibt man einfach völlig sprachlos zurück.

franz.schellhorn @diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2012)

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