Neuer Schock für Kreuzfahrtbranche

Die Costa Allegra
Die Costa Allegra(c) Reuters (Handout)
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Nach den neuen Schlagzeilen um ein Schiff der Reederei Costa Crociere zittert der größte Anbieter Europas um das Geschäft.

Die Havarie des Luxusliners "Costa Allegra" sechs Wochen nach dem Unglück der "Costa Concordia" vor der toskanischen Insel Giglio ist eine neue Hiobsbotschaft für die Kreuzfahrtbranche. Die italienische Reederei Costa Crociere, Betreiberin der beiden havarierten Kreuzfahrtschiffe, muss mit größeren Umsatzausfällen rechnen.

Nach Angaben des Verbands der italienischen Reisegesellschaften ASTOI ist die Reservierung von Kreuzfahrten nach dem Unglück der Costa Concordia um 30 Prozent zurückgegangen. Die 20.000 Mitarbeiter der Costa Crociere in Genua bangen um ihre Zukunft.

Die Kreuzfahrtgesellschaft aus Genua muss infolge des Unglücks der "Costa Concordia" mit einer verringerten Bettenkapazität von 4000 Plätzen an Bord auskommen. Noch unklar ist, wie lange die vor den Seychellen havarierte "Costa Allegra" ausfallen wird. Dafür sollen jedoch bis Mai zwei neue Schiffe, die "Costa Neoromantica" und die "Costa Fascinosa", eingesetzt werden. Ein weiteres Schiff soll ab 2014 dazukommen.

US-Anwalt verspricht Millionen-Entschädigung

Vor allem die Gefahr millionenschwerer Sammelklagen in den USA belastet die Zukunft der Costa Crociere, die einen Jahresumsatz von 2,5 Milliarden Euro meldet. Rekordentschädigungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro verspricht der amerikanische Topanwalt John Arthur Eaves jedem Passagier der "Costa Concordia". Der Rechtsanwalt will sowohl in Italien als auch in den USA vorgehen, um die Entschädigungen zu erhalten, da der Mutterkonzern der Costa Crociere der US-Konzern Carnival Corporation ist.

Eine Gruppe von 39 Passagieren der "Costa Concordia" hat bereits auf mehr als eine halbe Milliarde Dollar Schadenersatz geklagt. Die Kläger werfen der Firma Carnival vor, ihr Wohlergehen "vollständig missachtet" zu haben. Die 39 Passagiere verlangen Schadenersatzzahlungen im Gesamtumfang von 528 Millionen Dollar (rund 400 Millionen Euro). Die Klagen erfolgen in Miami im US-Bundesstaat Florida, weil die Firma Carnival dort ihren Sitz hat.

Schock für Boom-Branche

Seit Jahren ragen die Wachstumskurven des Kreuzfahrtmarkts steil nach oben. Mit Wachstumsraten von durchschnittlich 20 Prozent in den vergangenen Jahren blickte bisher das Geschäft mit den Luxuslinern mit Hochmut auf andere Tourismusbereiche herab, die unter der unsicheren Wirtschaftskonjunktur stöhnten. Doch der Schiffbruch der Costa Concordia mit 25 Toten und sieben Vermissten vor den Küsten der Toskana, und die Havarie der "Costa Allegra" drohen der Kreuzfahrtbranche einen dramatischen Schlag zu versetzen. Die Imageschäden für die gesamte Branche sind enorm.

36.500 Betten, 19.000 Mitarbeiter

Die Reederei Costa Crociere ist einer der ältesten europäischen Kreuzfahrtanbieter und mit einer Bettenkapazität von 36.500 der größte europäische Anbieter. Der Marktanteil des Mutterkonzerns Carnival beträgt mehr als 50 Prozent.

Mit der Costa Concordia hatte das Unternehmen bisher eine Flotte von 15 Kreuzfahrtschiffen mit einer Kapazität für etwa 40.800 Passagiere. 5,5 Milliarden Euro sind seit dem Jahr 2000 in Neubauten geflossen. Von den 19.000 Mitarbeitern arbeiten etwa 18.000 an Bord.

Zur Costa Crociere gehören auch Aida Kreuzfahrten (Rostock) und die spanische Iberocruceros. Gemeinsam verfügen sie über 26 Schiffe, vier weitere seien im Bau.

(Ag.)

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