Ohne die Tochter AUA hätte die deutsche Luftlinie einen Gewinn eingeflogen. Die Lufthansa stockt nun das AUA-Eigenkapital um 140 Millionen Euro auf.
Es ist die erste Bilanz von Lufthansa-Chef Christoph Franz: Und sie ist alles andere als makellos. Die größte deutsche Fluggesellschaft ist wegen des Verkaufs der defizitären Tochter British Midlands und der zweiten Problemtochter, der österreichischen AUA, in die Verlustzone gerutscht. 2011 betrug der Nettoverlust 13 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 1,1 Milliarden Euro im Jahr davor. Im Gesamtjahr 2011 beliefen sich die operativen AUA-Verluste auf 59,4 Millionen Euro (nach 64,7 Millionen im Jahr 2010).
Die Lufthansa reagiert und stockt das Eigenkapital ihrer defizitären Tochter Austrian Airlines unter Vorbehalt um 140 Millionen Euro auf. Dank dieser Unterstützung wird die Eigenkapitalquote wieder über acht Prozent liegen, bestätigte AUA-Chef Jaan Albrecht in Wien bei der Bilanzpressekonferenz indirekt: "Wir haben heute genug Eigenkapital, es ist keine Sorge mehr", sagte er. Der Beschluss des Lufthansa-Aufsichtsrats setze die Umsetzung erfolgreicher Sanierungsmaßnahmen voraus, sagte Lufthansa-Chef Christoph Franz in Frankfurt.
Lufthansa: Luftverkehrssteuer abschaffen
Die AUA will heuer über 200 Millionen Euro einsparen und hat dazu mit Wirtschaftspartnern und Personal verhandelt. Starke Eingriffe verlangt das Unternehmen vom fliegenden Personal. Aber insbesondere die Piloten wehren sich gegen niedrigere Gehaltstarife zur Sanierung. Zuletzt hat der AUA-Aufsichtsrat beschlossen, den Übergang des AUA-Flugbetriebs auf die Regionalflugtochter Tyrolean vorzubereiten. Franz verlangte außerdem die Abschaffung der österreichischen Luftverkehrssteuer. Sie sei erst nach dem Kauf der AUA eingeführt worden.
Rote Zahlen hatte es bei der Lufthansa zuletzt 2009 (Jahresverlust 34 Millionen Euro) und 2008 (Jahresverlust 542 Millionen Euro) gegeben.
Problemtochter AUA
Das ursprüngliche Ziel, operativ einen Gewinn zu machen, wurde verfehlt, räumt die AUA ein, auch wenn der Verlust um 8,2 Prozent niedriger ausfiel als 2010. Die operativen Gesamterlöse blieben mit 2,16 Milliarden Euro stabil. Die Zahl der Mitarbeiter fiel von 6943 Ende 2010 auf 6777 Ende 2011.
Die AUA steigerte zwar ihr Angebot, konnte dieses aber nicht entsprechend verkaufen. Die Auslastung fiel um 3,1 Prozentpunkte auf 73,8 Prozent. Vier Ursachen macht die AUA dafür aus:
- Der Einbruch bei Flügen in den Nahen Osten aufgrund der politischen Umwälzungen in der Region (arabischer Frühling),
- der Rückgang bei Langstreckenflügen-Flügen nach dem Tsunami in Japan und der Überschwemmung in Bangkok,
- der gestiegene Ölpreis
- sowie die Auswirkungen der zweiten Finanzkrise.
Auch 2012 wird AUA Verlust einfliegen
Das Geschäft lief in den einzelnen Bereichen höchst unterschiedlich. Während die Marke Lufthansa und die Schweizer Tochter Swiss operativ weiter schwarze Zahlen schrieben, steckten die Österreich-Tochter AUA und der Billigflieger Germanwings in der Verlustzone. Beide bekamen wie die Lufthansa selbst die Folgen der Ticketabgabe in Deutschland und Österreich zu spüren: Insgesamt führte der Konzern nach eigenen Angaben 361 Millionen Euro Luftverkehrssteuer an die beiden Staaten ab.
Die Lufthansa stellt sich wegen der Rekordpreise für Treibstoff auch 2012 auf ein weiteres schwieriges Jahr ein. Beim Wachstum tritt Vorstandschef Franz erneut auf die Bremse: Das Flugangebot im Passagiergeschäft soll 2012 statt um drei nur um zwei Prozent wachsen. Die angeschlagene AUA dürfte es nach Einschätzung der Lufthansa auch in diesem Jahr nicht in die schwarzen Zahlen schaffen. Die weitere Sanierung habe allerdings "oberste Priorität", hieß es.
200 Mio. Euro in AUA investieren
Albrecht wollte für 2012 keine Prognose abgeben. Er sagte lediglich, dass zwölf Monate nach Umsetzung des Sparprogramms die AUA wieder in die Gewinnzone fliegen soll.
Die AUA will im Rahmen ihres Sparpakets 200 Millionen Euro investieren. Insbesondere die Auflösung von Pensionsrücklagen wird dazu beitragen, das nötige Geld aufzubringen. Alleine für das fliegende Personal sind rund 160 Millionen Euro zurückgestellt, sagte Vorstand Peter Malanik am Donnerstag. Mit den Investitionen wird auch der Umbau der AUA-Flotte finanziert: Die Mittelstrecke soll zur Gänze auf Airbus 320, die Langstrecke auf Boeing 737 umgestellt werden.
Aktie unter den DAX-Verlierern
Die Lufthansa-Aktie reagierte am Morgen mit Kursverlusten auf die Nachrichten. Kurz nach Handelsbeginn verlor die Aktie 1,2 Prozent und gehörte damit zu den schwächsten Werten im DAX.
(Red.)