Asiens Aufstieg heizt Waffenhandel an

Asiens Aufstieg heizt Waffenhandel
Asiens Aufstieg heizt WaffenhandelMilitärparade in Neu-Delhi (c) Reuters
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Indien, Südkorea, Pakistan, China und Singapur tätigen insgesamt 30 Prozent der globalen Waffenimporte. Die EU-Staaten zusammen exportieren mehr Kriegsgerät als die USA.

KOPENHAGEN/STOCKHOLM. Auch im Waffenhandel geben Asiens aufstrebende Wirtschaftsmächte zunehmend den Ton an. Indien war in den letzten Jahren der größte Absatzmarkt für die Rüstungsindustrie; unter den wichtigsten Käufern von Kriegsmaterial liegen fünf asiatische Staaten an der Spitze.

Die größten Waffenexporteure sind weiterhin die USA und Russland, aber kein anderer der Hauptlieferanten wies in den letzten fünf Jahren so hohe Zuwachsraten auf wie der Ranglistendritte Deutschland. Dies geht aus dem jüngsten Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor, der an diesem Montag veröffentlicht wird.

Der Umfang des weltweiten Waffenhandels lag in den Jahren 2007 bis 2011 um 27 Prozent über der davor liegenden Fünfjahresperiode. Nur regional bremste die Wirtschaftskrise das Wachstum.

Indien, Südkorea, Pakistan, China und Singapur tätigten insgesamt 30 Prozent der globalen Rüstungsimporte - mit Indien, das zu 80 Prozent von Russland beliefert wird, als klarer Nummer eins.

China: Vom Käufer zum Verkäufer

China hingegen setzt nunmehr voll auf den Aufbau einer eigenen Rüstungsindustrie und ist dabei, „vom Käufer zum Verkäufer" zu werden, sagt Paul Holtom, der Sipri-Experte für Waffenhandel. Chinas Exporte stiegen zuletzt um 95 Prozent, vor allem dank großer Lieferungen an Pakistan. Auf anderen Märkten habe China „den großen Durchbruch noch nicht geschafft", stellt Holtom fest.

Unter den Kriegskaufleuten ist China auf Platz sechs vorgerückt. Unangefochten in Führung liegen weiter die USA mit einem Marktanteil von 30 Prozent und Russland (24 Prozent). Der Verkauf von 154 US-Kampfflugzeugen vom Typ F-15 an Saudiarabien sei der „größte Waffenhandel der letzten zwei Jahrzehnte", schreibt Sipri.

Doch gemeinsam erreichen die EU-Staaten mit fast einem Drittel aller Exporte ein größeres Volumen als die USA. Mit neun Prozent des globalen Waffenhandels nimmt Deutschland Rang drei ein, gefolgt von Frankreich (acht Prozent) und Großbritannien (vier).

Die deutsche Rüstungsindustrie steigerte ihre Ausfuhren in der letzten Fünfjahresperiode um 37 Prozent, deutlich mehr als die Konkurrenten. Größte Abnehmer waren Griechenland, Südkorea und Südafrika, insgesamt wurden laut Sipri deutsche Waffen an 63 Länder verkauft, darunter Pakistan, Israel, Iran, Irak, Ägypten und China.

Der Verkauf eines sechsten Dolphin-U-Boots an Israel und Abkommen über große Lieferungen von Panzerfahrzeugen und Schiffen an Algerien werden von Sipri als wichtigste deutsche Aufträge genannt.

Athen: Kein Geld mehr für Waffen

Griechenland, noch Europas größter Waffenkäufer, fiel in der Importliste von Platz vier auf zehn zurück und dürfte künftig keine große Rolle als Handelspartner spielen. 2011 platzierte Athen keinen einzigen Waffenauftrag mehr.

Der Arabische Frühling hatte kaum Auswirkungen auf die Rüstungsverkäufe, stellt Sipri fest. In Bahrain, Ägypten, Libyen, Tunesien und Syrien seien importierte Waffen zur Unterdrückung friedlicher Demonstrationen benützt worden. Dies habe in mehreren Ländern „öffentliche und parlamentarische Debatten ausgelöst", sagt Sipri-Forscher Mark Bromley, doch „die Wirkung war begrenzt".

Insgesamt stiegen die Lieferungen größerer konventioneller Waffen in die Staaten Nordafrikas in den letzten fünf Jahren um 273 Prozent. Weitere Wachstumsmärkte für Kriegsmaterial waren Venezuela (plus 555 Prozent) und Südostasien. Sipri operiert in seinen Statistiken mit Fünfjahresperioden, um zufällige Schwankungen wegen einzelner Aufträge auszugleichen.

Waffen „made in Austria"

Österreich wird von Sipri unter den Waffenlieferanten auf Rang 25 geführt. Insgesamt 19 Länder bezogen Rüstungsmaterial „made in Austria", darunter neben Nato-Hauptabnehmern wie Deutschland, Tschechien und Portugal auch Länder mit zweifelhaften demokratischen Regimes wie Saudiarabien, Kuwait, Turkmenistan und Uganda.

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