Ein Schuss ins eigene Knie

Taktische Dummheit und Bonzentum: So stellt sich die Gewerkschaft selbst ins Eck.

Vorweg: Die Gewerkschaft ist – wiewohl als Sozialpartner sogar in der Verfassung verankert – ein privater Verein, der im Rahmen der bestehenden Gesetze tun und lassen kann, was er will. Zumindest so lange, wie die zahlenden Mitglieder dem Treiben billigend zusehen. Die Vorgänge bei der AUA-Tochter Tyrolean sind also primär einmal etwas, was sich die dort „Vertretenen“ mit ihren „Vertretern“ in der Dienstleistungsgewerkschaft Vida ausschnapsen müssen.


Was diese hoffentlich in gebührender Form tun werden. Denn das Maß an taktischer Dummheit und prähistorischem Bonzentum, das aus der Kündigung eines Unternehmenskollektivvertrags durch die Fachgewerkschaft ohne Wissen des dort amtierenden Betriebsrats und offenbar gegen den Willen eines Gutteils der Betroffenen spricht, ist atemberaubend. Da ist eine Arbeitnehmervertretung dabei, sich sehr treffsicher ins eigene Knie zu schießen. Am Ende könnte durchaus die schlechteste Lösung für die AUA-Mitarbeiter und die beste für das Unternehmen stehen: Einzelverträge mit Mitarbeitern, bei deren Abfassung diese sehr schlechte Karten haben.

Die Abgehobenheit, mit der die Vida hier agieren kann, zeigt eines jedenfalls ganz klar: Die verfassungsmäßige Absicherung der Sozialpartner war ein kapitaler Fehler.


josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.03.2012)

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