"Bei uns werden Piloten schneller Kapitän als bei AUA"

werden Piloten schneller Kapitaen
werden Piloten schneller Kapitaen(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bei der österreichischen Billigfluglinie Niki soll ein Betriebsrat entstehen. Niki-Vorstand Lesjak fürchtet aber keine Zustände wie bei der AUA.

Für den Vorstand der österreichischen Billigfluglinie Niki (flyniki) ist es "sicher kein Zufall", dass jetzt - kurz nach der Übernahme durch die deutsche Air Berlin - bei der Niki Luftfahrt GmbH und im firmeneigenen Labour Pool heuer im Mai erstmals ein Betriebsrat entsteht. Niki-Vorstand Christian Lesjak bestätigte, dass im aktuellen Air-Berlin-Sparprogramm Kostenblöcke bei Niki nach Sparmöglichkeiten durchforstet werden. Verhältnisse wie bei der AUA (Austrian Airlines), deren Belegschaft sich vehement Sparvorgaben aus der deutschen Lufthansa-Zentrale zu widersetzen versuchte, fürchtet Lesjak aber nicht, wie er am Dienstag in Berlin am Rande der Feier zum Beitritt zur Luftfahrtallianz Oneworld sagte.

"Bei uns geht es nicht um spektakuläre Sparpakete", sagte der Niki-Manager am Dienstag. Um Jobs müsse sich bei Niki niemand sorgen. Sparen will das Management aber - wie die AUA - bei Posten wie Verpflegung (Catering), Treibstoffeinsatz oder Flughafengebühren. Bei der Luftfahrtsteuer sieht man sich auf einer Linie mit der AUA, hier will man gleichfalls Erleichterungen.

"Unsere Piloten fliegen mehr als bei der AUA"

Die Ängste, die bei der AUA vorherrschten, habe es bei Niki nie gegeben, meinte Lesjak mit Blick auf den Streit um die geplanten Einschnitte bei der Konkurrenz. "Wir sind in der guten Lage, weiter Wachstum zu produzieren. Wir haben unserer Belegschaft, gerade dem fliegenden Personal, so immer Perspektiven gegeben. Sie fliegen mehr als bei der AUA, aber sie werden auch schneller Kapitän. Bei uns kriegt ein Copilot relativ schnell den vierten Streifen."

Niki sei zwar ein junges Unternehmen. Mit 4,5 Millionen Passagieren sei man aber keine kleine Gesellschaft mehr. Das Thema Betriebsratsgründung stehe seit etwa einem Jahr im Raum, bestätigte der Vorstand. Für ihn kam aber doch überraschend, dass man offenbar schon so weit organisiert ist. Auch Air Berlin hat einen Betriebsrat.

Neun von zehn Niki-Mitarbeitern sind Leiharbeiter

An die 800 Mitarbeiter arbeiten für die von Formel-1-Weltmeister Niki Lauda gegründete und inzwischen an die deutsche Air Berlin verkaufte Fluglinie Niki. Neun von zehn von ihnen sind über eine Leiharbeiterfirma namens "Labour Pool Personalleasing GmbH" ausgelagert. Das sind alle Piloten, Flugbegleiter und Techniker. Für die Fluggesellschaft erhöht das vor allem die Flexibilität beim Personal, ist jetzt aber auch einer der Gründe für die bevorstehende Betriebsratswahl. Die Festanstellung bei Niki ist eines der erklärten Ziele der Initiative "Betriebsrat4Niki".

Wegen der Leiharbeiter-Konstruktion müssen die Initiatoren zwei Betriebsräte gründen, einen bei Niki, den anderen bei Labour Pool. Das Leasingmodell bei Niki gibt es seit dem Airlinestart im Jahr 2003. Es gilt als einer der Gründe, warum erst nach mehr als acht Jahren eine Betriebsrats-Initiative entstanden ist. Ohne Betriebsrat kann es keine Streiks geben, dafür wäre eine Urabstimmung der Mitarbeiter notwendig, die vom Betriebsrat einberufen wird. Hinter der Leihfirma Labour Pool steht übrigens der ehemalige kurzzeitige SP-Finanzminister Andreas Staribacher, ein Freund von Niki Lauda. 2010 erwirtschaftete der Luftfahrt-Personaldienstleister laut Firmenbuch einen Umsatz von 23,7 Millionen Euro und einen operativen Gewinn von 108.822 Euro.

Niki gegen Branchen-Kollektivvertrag

Die Geschäftsführung wolle die Betriebsratsgründung unter allen Umständen positiv begleiten, versicherte Lesjak. Inhaltlich blieb er vor der Betriebsversammlung am 3. April aber bedeckt. Der Labour Pool, der ein "bestimmtes flexibles Gehaltsmodell" garantiere, werde niemals obsolet werden. Er hoffe nicht, dass es nun zu einer Entwicklung komme, die diese Flexibilität gefährde. Das hoch qualifizierte Personal von Niki werde ja auch jetzt nicht zu Mindestlöhnen entlohnt.

Der Niki-Manager hält nichts von Überlegungen für einen gemeinsamen Branchen-Kollektivvertrag, namentlich für die um ein neues Schema ringende AUA und für Niki gemeinsam. Das scheide wegen der unterschiedlichen Geschäftsmodelle aus. "Es würde immer zumindest einer unzufrieden sein." Dass mit gewerkschaftlicher Organisation im Haus rauere Töne einer europaweit streikerprobten Branche bei Niki einziehen, glaubt der Vorstand nicht.

(APA)

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