Der Papst betet für Kubas Gefangene

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Papst Benedikt feierte in Havanna die Messe vor Hunderttausenden Gläubigen und lancierte Spitzen wider das KP-Regime. Staatsgründer Fidel Castro bat um ein Treffen mit ihm.

Bei einem Auftritt zu Ehren der Barmherzigen Jungfrau von Cobre in Santiago de Cuba hatte Papst BenediktXVI. während seiner Kubareise am Dienstag auch die „Gefangenen“ erwähnt: Er bete für jene, denen ihre Freiheit geraubt wurde und die von ihren Familienangehörigen getrennt seien, sagte er zu den Zehntausenden Gläubigen, die vor der Wallfahrtskirche versammelt waren. Die Jungfrau von Cobre gilt als Schutzpatronin Kubas.

Später, nach dieser klaren Spitze gegen das KP-Regime, reiste der Papst nach Havanna, wo er am Dienstag gegen Mittag (Ortszeit) eintraf und von Staatspräsident Raúl Castro (81) im Revolutionspalast empfangen wurde – 14 Jahre, nachdem sein Vorgänger Johannes PaulII. als erster katholischer Oberhirte überhaupt das Gebäude betreten hatte. Mittwochmittag (Mittwochabend MESZ) begann eine Messe auf dem „Platz der Revolution“, zu der Hunderttausende Gläubige pilgerten.

Das Gespräch zwischen Benedikt und Raúl Castro dauerte 40 Minuten und fand laut dem Sprecher des Vatikans, Federico Lombardi, in „sehr freundlicher und heiterer Atmosphäre“ statt. Benedikt habe Castro gebeten, den Karfreitag zum offiziellen Feiertag zu erklären, wie es einst nach dem Besuch von Johannes PaulII. mit dem Christtag (25.Dezember) geschehen war. Außerdem habe er „mögliche Beiträge“ der katholischen Kirche zur Entwicklung der Insel sowie die Unterdrückung der Opposition angesprochen.

Dissidenten kaltgestellt

Allerdings scheint sich die kubanische Regierung von der Sorge des römischen Oberhirten um die politischen Freiheiten wenig beeindrucken zu lassen. Sie unternahm vielmehr alles, um Oppositionelle von den Auftritten des Papstes fernzuhalten. Regimekritische Gruppen beklagten, allein am Dienstag seien 60 Dissidenten verhaftet oder unter Hausarrest gestellt worden. Insgesamt hat die Polizei während der letzten fünf Tage mindestens 210 Personen festgenommen. Die Staatssicherheit hat zudem die Festnetzanschlüsse und Handys von unabhängigen Journalisten, Bloggern und anderen unliebsamen Aktivisten blockiert. Und als wolle er die Öffentlichkeit ermahnen, sich vom Papstbesuch nicht allzu viel zu erhoffen, sagte Kubas Vizepräsident Mariano Murillo bei einer Pressekonferenz: „Es wird auf Kuba keine politische Reform geben.“

Zur Enttäuschung der Dissidentenszene hat sich der Papst geweigert, Exponenten aus dem Lager der internen Opposition zu empfangen. Er trage deren Anliegen aber im Herzen, betonte Vatikansprecher Lombardi. Die offizielle Begründung für die Absage an die Regimekritiker ist Zeitmangel; in Wirklichkeit dürfte es dem Papst darum gehen, seine Gastgeber nicht zu verärgern. Johannes PaulII. hat sich vor 14 Jahren ja genau gleich verhalten.

Rotes Kreuz untersucht Vorfall

Die offizielle Parteizeitung „Granma“ widmete der Ankunft des Papstes immerhin fünf ihrer insgesamt acht Seiten. Unerwähnt ließ sie das Schicksal jenes Mannes, der vor der Messe in Santiago de Cuba „Nieder mit dem Kommunismus!“ geschrien hatte und von Sicherheitsbeamten abgeführt worden war. Lombardi betonte, man habe sich nach ihm erkundigt, konnte jedoch keine näheren Angaben machen. Für Aufsehen sorgte der Umstand, dass bei der Verhaftung jemand, der die Insignien des Roten Kreuzes trug, auf den Mann eindrosch. Die Organisation will nun prüfen, ob es sich tatsächlich um einen ihrer Mitarbeiter handelte.

Für Mittwochabend (Ortszeit) war auch ein Treffen Benedikts mit Kubas greisem Altpräsidenten Fidel Castro (85) geplant; dieser hatte selbst darum gebeten. Ein Vatikan-Sprecher bestätigte, dass das Treffen auch stattfand.

Hintergrund

Als erster Papst hat Johannes Paul II. Kuba Anfang 1998 besucht und damit eine deutliche Entspannung im Verhältnis zwischen dem Vatikan und dem KP-Regime erreicht. Kritiker sagen freilich, seither gebe es auch eine gewisse Kollaboration der lokalen katholischen Kirchenmänner mit den Kommunisten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2012)

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