Benedikt XVI. ging bei der Chrisammesse am Gründonnerstag auf den "Aufruf zum Ungehorsam" der österreichischen Pfarrer-Initiative ein.
Der Papst hat am Donnerstag den "Aufruf zum Ungehorsam" der Österreichischen Pfarrerinitiative gerügt. In seiner Predigt bei der Chrisammesse am Gründonnerstag mit rund 3000 Priestern aus der Diözese Rom und der vatikanischen Kurie ging Benedikt XVI. auf den Aufruf ein und sagte, dass dieser Appell "vor kurzem von einer Gruppe von Priestern in einem europäischen Land" veröffentlicht worden sei. (Mehr: Die Predigt im Wortlaut)
"Wir wollen den Autoren dieses Appells glauben, dass sie von Sorgsamkeit für die Kirche bewogen sind, dass sie überzeugt sind, die Trägheit der Institutionen mit drastischen Mitteln in Angriff zu nehmen, um neue Wege zu öffnen. Ist Ungehorsam allerdings ein Weg?", fragte der Papst.
Er warnte vor der Gefahr, dass die Pfarrer-Initiative lediglich "einen verzweifelten Drang" darstelle, die Kirche nach eigenen Wünschen und Ideen umzuwandeln. Dieser Weg sei jedoch nicht mit der Haltung Jesus' konform. Jesus sei es "um den wahren Gehorsam" gegangen, der "gegen die Eigenwilligkeit des Menschen" gerichtet sei.
Schüller "angenehm überrascht"
Der Sprecher der Pfarrerinitiative, Helmut Schüller, ist über die Kritik von Benedikt XVI. "angenehm überrascht". Die Predigt sei zum Teil "sehr sanft" gewesen, sagte Schüller zur APA. Auch mit Sanktionen sei nicht gedroht worden. Er freut sich zudem, dass die Pfarrerinitiative vom Heiligen Stuhl und in der Öffentlichkeit wahrgenommen werde: "Er billigt zu, dass es um die Zukunft der Kirche geht." Ebenfalls positiv sei zu werten, dass der Papst von der "Trägheit der Institutionen" gesprochen habe. Dass der Heilige Vater beim Thema Ungehorsam den Reformern nicht entgegenkomme sei zudem zu erwarten gewesen.
Kardinal Christoph Schönborn sieht in den Worten des Papstes wiederum eine "Ermutigung für die Kirche in Österreich". Für ihn geht aus der Predigt des Papstes hervor, wie wichtig dieser die Auseinandersetzung um die Zukunft der Kirche auch in Österreich nehme "und wie genau er die Situation hier kennt", hieß es in einer Stellungnahme des Kardinals via "Kathpress". In "sehr differenzierter und nachdenklicher Weise" habe Benedikt XVI. andererseits die grundsätzliche Problematik jeder Erneuerung angesprochen und der Pfarrerinitiative in diesem Zusammenhang ein paar sehr ernste Fragen gestellt.
(APA/red.)