Der "Wahre Zimmerman" bittet um Spenden für einen möglichen Prozess. Der Privatsheriff, der in Florida einen unbewaffneten Jugendlichen erschossen hat, ist inzwischen abgetaucht.
Washington/A.g. Es fiel ein einziger Schuss, aus einer Pistole vom Kaliber 45, es gab einen Toten, den 17-jährigen Trayvon Martin, und der Schütze, der 28-jährige George Zimmerman, wurde von der Polizei abgeführt. So klar diese Fakten sind, so diffus bleibt das eigentliche Ereignis, das sich am 26.Februar in Sanford, Florida, zutrug und die amerikanische Öffentlichkeit seitdem spaltet.
Weil die Details noch nicht aufgeklärt sind, hat die Generalstaatsanwältin von Florida, Angela Corey, am Montag einen für diesen Dienstag angesetzten Termin der Grand Jury (Geschworenensenat) zum Tod des schwarzen Teenagers ausfallen lassen. Anstelle des Geschworenengerichtes will Corey selbst entscheiden, ob gegen den Schützen Anklage erhoben wird. Zimmerman beruft sich auf Notwehr und wurde nach seiner Vernehmung auf freien Fuß gesetzt.
Er ist abgetaucht und meldete sich zu Wochenbeginn mit einer Website zu Wort, auf der er um Spenden zur Finanzierung seiner Verteidigung bittet. Der „wahre George Zimmerman“ (so der Titel seiner Internetpräsenz) rechnet also offenkundig mit einem Prozess.
Demonstrationen für Getöteten
Die Angehörigen von Martin fordern „Gerechtigkeit“ und ein Gerichtsverfahren. In den USA gab und gibt es Demonstrationen für Trayvon, von dem Barack Obama sagte, hätte er einen Sohn, sähe er aus wie der schwarze Jugendliche. Das „Stand your ground“-Gesetz, das in 22 US-Staaten die Selbstverteidigung auf dem eigenen Grund und Bodens mit Waffengewalt erlaubt und sich in Florida auch auf öffentliche Plätze erstreckt, ist ins Zwielicht geraten.
Politiker, die es 2005 verabschiedeten, erklären allerdings, Zimmerman könne sich nicht auf „Stand your ground“ berufen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2012)