"Militär zuerst": Kim Jong-un spricht erstmals zum Volk

Militaer zuerst Jongun spricht
Militaer zuerst Jongun spricht(c) AP (Vincent Yu)
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In Nordkorea wurde die Raketenpanne mit einer pompösen Parade zu Ehren des 100. Geburtstages seines Staatsgründers Kim Il-sung überspielt. Kim Jong-un kündigte an, die "Volksarmee in jeder Form" stärken zu wollen.

Zwei Tage nach einem missglückten und international kritisierten Raketentest hat Nordkorea mit einer großen Heerschau militärische Stärke demonstriert. Im Rahmen pompös organisierter Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des als "ewiger Präsident" verehrten Kim Il-sung hielt dessen Enkel und neuer Machthaber Kim Jong-un am Sonntag erstmals eine öffentliche Rede, die vom Staatsfernsehen übertragen wurde. Dabei bekräftigte er vor Zehntausenden jubelnder Soldaten und Zivilisten in Pjöngjang, die "Militär-zuerst"-Politik seines im Dezember gestorbenen Vaters und Vorgängers Kim Jong-il fortsetzen zu wollen.

An der Seite ranghoher Militärs und Funktionäre verfolgte Kim Jong-un von einer Tribüne aus die Parade auf dem Kim-Il-sung-Platz. Rote Flaggen tragende Soldaten marschierten dabei im Stechschritt und unter Trommelschlägen an Kim vorbei. Mit seiner Rede sollte nach Meinung von Beobachtern vor allem Kontinuität demonstriert werden. Er erweise den "großen Genossen Kim Il-sung und Kim Jong-il den höchsten Respekt und die größte Ehre", sagte der noch nicht 30-jährige neue Machthaber. Kim, der einen schwarzen "Mao"-Anzug trug, las dabei in monotonem Ton von einem Blatt.

(c) AP/David Guttenfelder

"Volksarmee in jeder Form stärken"

"Wir sollten die Volksarmee in jeder möglichen Form stärken", sagte Kim Jong-un, der wie sein Vater und Großvater Partei- und Armeechef des verarmten, aber hochgerüsteten Landes ist. Die Ära, in der man mit Atomwaffen sein Land bedrohen oder erpressen konnte, sei für immer vorbei. "Die Überlegenheit in der militärischen Technologie ist kein Monopol der Imperialisten mehr."

Die jahrzehntelange Spaltung der koreanischen Halbinsel stimme ihn traurig. Er grüße die Südkoreaner und alle, die sich für eine Wiedervereinigung und den Wohlstand der Völker einsetzten. Für den südkoreanischen Professor Kho Yu-hwan zeugt der Auftritt des dritten Kim an der Spitze des Landes für einen neuen Führungsstil. Abweichend von der bisherigen Praxis, Fehlschläge zu verschweigen, hatte Nordkorea am Freitag das Scheitern des Raketenstarts gemeldet.

Neue Rakete präsentiert

Mit dem Start der Rakete, die nach nordkoreanischen Angaben einen Satelliten ins All befördern sollte, wollte das Regime auch Kim Il-sungs Geburtstag feiern. Die USA, Südkorea, Japan und andere Länder sahen darin den verdeckten Test einer Interkontinentalrakete, die einen atomaren Sprengkopf tragen könnte. Der Test wurde als Provokation und Verstoß gegen UN-Resolutionen verurteilt.

Laut südkoreanischen Medien wurde beim Aufmarsch der Streitkräfte auch eine neue Rakete gezeigt, die größer als die Vorgängertypen zu sein schien und möglicherweise 6000 Kilometer weit fliegen kann.

Kim Il-sung

Der als "Großer Führer" titulierte Ex-Diktator Kim Il-sung starb 1994. Sein Geburtstag gilt als höchster nationaler Feiertag. Kim Jong-un übernahm von ihm und seinem Vater Kim Jong-il auch einen bizarren Personenkult.

(APA/AFP)

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