Aufstand in Tiroler FPÖ: "Trete zurück, trete zurück!"

Archivbild: Gerald Hauser, Chef der Tiroler FPÖ
Archivbild: Gerald Hauser, Chef der Tiroler FPÖ(c) APA (Roland Muehlanger)
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Auf der Feier nach den Innsbruckwahlen kam es zu Tumulten. Landeschef Hauser wurde ausgebuht und angebrüllt. Das Wahlergebnis sei kein Erfolg. Rädelsführer Richard Tautscher soll nun aus der Partei ausgeschlossen werden.

Szenen eines Aufstands erlebte die Tiroler FPÖ am Abend der Gemeinderatswahlen in Innsbruck. Landesparteiobmann Gerald Hauser wollte am Sonntag bei der Wahlparty eigentlich einen Erfolg feiern. Immerhin hat die FPÖ gegenüber 2006 um 2,7 Prozentpunkte zugelegt. Richard Tautscher konnten der sechste Platz und die erreichten 7,7 Prozent der Stimmen aber ganz und gar nicht zufriedenstellen. Viele der Anwesenden stimmten zu, buhten Hauser aus. Mit Pfui-Rufen wurden dessen Rede verabschiedet. Tautscher, dem ehemaligen Gegenkandidaten des Obmanns platze dann der Kragen. Wutentbrannt schrie er Hauser an, warf ihm eine Wahlschlappe vor und forderte ihn zum Rücktritt auf. Immer wieder verwies er dabei auf die großen Wahlerfolge der Bundespartei. Der kleine Stimmenzuwachs in Innsbruck sei dagegen eine Niederlage.

Hauser habe das Wahlziel klar verfehlt, brüllte er dem Landesobmann über die Tische der Festgäste hinweg zu. Er habe die Verantwortung zu übernehmen. "Zieh die Konsequenzen Gerald und tritt zurück." Ein Teil der Anwesenden stimmte daraufhin Sprechchöre an: "Trete zurück, Trete zurück!" Die Szenen sind auf einem Video zu sehen, das "derStandard.at" vorliegt.

Gefragt ob er zurücktrete, wies Hauser die Vorwürfe als inszeniert zurück. Am Kurs werde das nichts ändern. Die FPÖ sei neben der ÖVP der Gewinner der Wahlen in Innsbruck, auch wenn man das Ziel eines zweistelligen Ergebnisses nicht erreicht habe.

Die Stimme der Vierhundert

Der Tiroler FP-Chef will nun gegen die Rädelsführer der lautstarken Kritik vorgehen. Richard Tautscher und Elmar Denz sollen aus der Partei ausgeschlossen werden, berichtet die "Tiroler Tageszeitung" am Mittwoch. Am Freitag tagt der Landesparteivorstand.

Tautscher gibt nicht auf: Sollte er tatsächlich ausgeschlossen werden, will er sich an die Bundespartei wenden. In der Partei rumort es seit längerem. 400 Mitgliedern, die ihren Beitrag nicht bezahlt hatten, wurde die Mitgliedschaft aberkannt. Der Tumult beweise, dass manche Leute zurecht aus der Partei ausgeschlossen wurden, sagte Hauser nach den Verbalattacken gegen ihn. Tautscher war am Landesparteitag im Dezember Gegenkandidat des nunmehrigen Landeschefs der FPÖ. Er war allerdings mit 20 zu 73 Prozent unterlegen. Bei seinem Angriff am Wahlabend sah er die ausgeschlossenen Parteianhänger hinter sich vereint. Er, Tautscher, sei "die Stimme der Vierhundert".

(Red.)

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