Von Gusenbauer bis Stronach - der 1.Mai anderswo

Alle Parteien nutzten den Tag der Arbeit, um ihre Programme zu promoten. Die ÖVP warb für niedrige Steuern auf die Gewinnbeteiligung von Mitarbeitern, die FPÖ für direkte Demokratie und das BZÖ für offene Läden.

Wien/Apa. Während die aktuellen SPÖ-Granden auf dem Wiener Rathausplatz aufmarschierten, hatte die SPÖ-Vorarlberg am Bregenzer Hafen einen roten Altkanzler zu Gast: Alfred Gusenbauer. Der nutzte seinen Auftritt, um zu betonen, dass „jede Anti-EU- oder Anti-Euro-Agitation falsch, dumm und von Sozialdemokraten abzulehnen ist“. Zur Innenpolitik wollte sich Gusenbauer, der zum ersten Mal seit vier Jahren bei einer 1.-Mai-Feier auftrat, ausdrücklich nicht äußern. Man solle nach dem Ausscheiden aus der Politik „nicht hinten nach herumsudern“, sagte Gusenbauer.

Konträr dazu verlief der Auftritt von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der in Linz Anti-EU-Parolen von sich gab: „Ich will nicht, dass wir zu einer EU-Sekte degenerieren“, meinte Strache, der für mehr direkte Demokratie warb. Strache betonte, „Kanzler der Herzen für alle Österreicher“ werden zu wollen. Zudem strebe er 33,4Prozent der Stimmen und damit eine Sperrminorität in Verfassungsfragen an.

Ruhiger ging es die ÖVP an, die das schwarze Regierungsteam in der Wiener Parteiakademie versammelte. Parteichef Michael Spindelegger sprach sich nach der „Arbeitssitzung“ dafür aus, die Mitarbeiterbeteiligung am Unternehmensgewinn steuerlich zu fördern. So solle hier ein ermäßigter Steuersatz von 25Prozent zur Anwendung gelangen. BZÖ-Chef Josef Bucher nutzte den Tag der Arbeit, um für eine Ausweitung der Öffnungszeiten zu werben. Jedes Geschäft soll einmal pro Monat am Sonntag offen halten. Von Montag bis Samstag sollen Geschäfte zudem von sechs bis 22Uhr offen bleiben können. Überdies will Bucher Steuersenkungen.

Grüne: Investieren statt sparen

Grünen-Chefin Eva Glawischnig forderte wiederum in Linz je eine Öko- und eine Bildungsmilliarde. Es gehe darum, Zukunftsjobs zu erschaffen. Die Antwort auf die Krise solle nicht Sparen sein, es müsse Investitionen in die Zukunft geben, meinte Glawischnig.

Auch Frank Stronach, der bei der Nationalratswahl 2013 eine neue Partei oder das BZÖ finanziell unterstützen könnte, blieb zum 1.Mai nicht untätig. Via „Kronen Zeitung“ brachte Stronach eine mehrseitige Broschüre unters Volk, in der Österreichs Politik kritisiert und Stronachs Forderungen (Schuldenabbau, weniger Verwaltung, Flat Tax) kundgetan wurden.

Mit Spannung verfolgt wurde auch die Veranstaltung der krisengeschüttelten Grazer SPÖ, die heuer erstmals auf den Maiaufmarsch verzichtete. Das neue Fest auf dem Grazer Schlossberg lockte aber mehr als tausend Menschen an. Zu ebener Erde marschierte in Graz nur die KPÖ – mit 500Teilnehmern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

bdquoMan muss wissen Feind
Innenpolitik

"Man muss wissen, wo der Feind ist"

Die FPÖ und der "Neoliberalismus" mussten am 1. Mai als Feindbilder herhalten. Werner Faymann gab sich ungewohnt kämpferisch - assistiert von Michael Häupl.
Berlin RevolutionaereUmzug abgebrochen
Außenpolitik

Berlin: "Revolutionäre-Umzug" abgebrochen

In Berlin und Hamburg kam es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei. Es wurden Flaschen, Böller und Steine auf die Beamten geworfen.
Strache stellt Führungsanspruch
Innenpolitik

Strache: "Wir sollen nicht zu EU-Sekte degenerieren"

Der FPÖ-Chef träumt von einer Zukunft als "Kanzler der Herzen". Beim Urfahraner Jahrmarkt in Linz rührte er die Werbetrommel für eine Direkte-Demokratie-Offensive.
Die SPÖ warnt vor der Jugendarbeitslosigkeit in Europa
Innenpolitik

1. Mai: Faymann warnt vor Jugendarbeitslosigkeit

Der Bundeskanzler warnt auch vor der Neuauflage einer ÖVP-FPÖ-Koalition. Bürgermeister Häupl plädiert für ein gerechteres Steuersystem.
oeVPPerspektive gleicher Arbeitszeit mehr
Innenpolitik

ÖVP-Perspektive: "Bei gleicher Arbeitszeit mehr Lohn"

"Arbeitssitzung" des ÖVP-Regierungsteams am 1. Mai. Obmann Spindelegger fordert einen ermäßigten Steuersatz von 25 Prozent bei der Mitarbeiter-Gewinnbeteiligung.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.