Der Muttertag als Mut-Tag

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Was macht den 13. Mai so anders als den 12. Mai oder den 14. Mai oder den 20. Mai?

Wer keinen Tisch für Sonntag bestellt hat – sparen Sie sich halblustige Fragen nach einem Gastgarten – hat heute Gelegenheit, am Telefon das Verhalten von Gastronomen beim Abweisen potenzieller Gäste zu studieren. Oder sich in Entspannungstechniken beim Warten auf den Friseur einzuüben. Apropos, Entschuldigung, wenn ich Sie anspreche: Hat es Sie nie gestört, von Fremden am Kopf befingert zu werden? Finden Sie das normal? Haben Sie auch sonst Distanzprobleme? Schon einmal versucht, beim Kopfhaar selbst Hand anzulegen? Funktioniert nicht wirklich. Ja, die Anatomie! Weshalb die Evolution gerade an dem Problem gescheitert ist?

Wenn es also denn so ist, dass am Fremdschneiden kein Weg vorbeiführt, tun sich plötzlich zwei Welten auf, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Soll die Person, die für diese Dienstleistung bezahlt wird, gleichgeschlechtlich sein – oder nicht. Natürlich ist damit nicht die sexuelle Orientierung gemeint. Sondern die jedes Mal zu entscheidende Frage, ob ein Mann einen Friseur oder eine Friseuse bevorzugt. Und umgekehrt. Sagen Sie nicht, das sei Haarspalterei. Wer sich auch sonst gerne im Schwarm verliert, wird keinen Gedanken darüber verlieren und akzeptieren, wer sich gerade offeriert.

Statistik und Erfahrung ergeben eine frappierende Übereinstimmung: Im Zweifel ist das die Friseuse. Wer auch sonst gerne gegen den Strich kämmt, wird sich auf die Suche nach einem Herrenfriseur begeben müssen, in dem ausschließlich Männer frisieren. Ohne störende Sinneseindrücke können hier (zumindest Heterosexuelle) das eigene Spiegelbild meditieren. Doch wir schweifen ab. Ob es am Thema liegt? Muttertag also. Es erfordert fast ein wenig Mut, ihn zu feiern (was immer darunter verstanden wird) – und das nicht zu leugnen. Scheint ein wenig aus der Zeit gefallen, dieser Tag. Kinder, es ist Zeit!

E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2012)

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