Dalai Lama: "Bin in gewisser Weise ein freier Mann"

Der Dalai Lama in Klagenfurt
Der Dalai Lama in Klagenfurt(c) APA/GERT EGGENBERGER (GERT EGGENBERGER)
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Das 21. Jahrhundert müsse das Jahrhundert des Friedens werden, forderte der Dalai Lama. Das Rechtssystem in China soll auf internationale Standards angehoben werden.

Das 21. Jahrhundert muss das Jahrhundert des Friedens werden, nachdem jenes davor 200 Millionen Tote bei kriegerischen Auseinandersetzungen gefordert hat. Das war die Kernbotschaft des 14. Dalai Lama am Freitag bei einer Pressekonferenz in Klagenfurt. Der Friedensnobelpreisträger rief die jungen Menschen dazu auf, sich dessen bewusst zu sein, dass Gewalt keine Konflikte lösen kann, sondern stets nur noch mehr Gewalt hervorbringt.

Der 76-Jährige saß gut gelaunt am Podium, flankiert von seinem Übersetzer und dem Kärntner Landeshauptmann Gerhard Dörfler (FPK), und richtete einen Appell an die Medien, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein. "In einem freien Land gibt es auch ungesunde Dinge, die passieren, wie Korruption, und da ist es Ihre Verantwortung, die Menschen darüber zu informieren." Die Journalisten müssten hinter die Kulissen schauen, dies gelte für alle Institutionen, ob politischer, religiöser oder kommerzieller Natur. "Sie sollten eine lange Nase haben, am besten so lange wie ein Elefantenrüssel", meinte er lächelnd. Ganz wichtig sei dabei, dass die Medien dabei unvoreingenommen und objektiv an die Dinge herangehen müssten.

Last von den Schultern genommen

Bei der Frage nach der Situation in Tibet verknüpfte der Dalai Lama die Thematik mit seinem Medien-Appell und meinte, die 1,3 Milliarden Chinesen hätten ein Recht darauf, über die tatsächliche Lage informiert zu werden. Wenn dies der Fall wäre, könnten sie sich auch ein Urteil bilden. Wenn er in Indien mit seinen chinesischen Brüdern und Schwestern zusammentreffe, stelle er immer wieder fest, dass diese gar nicht wüssten, was sich in Tibet abspiele. Er verlangte daher, das Rechtssystem in China müsse auf internationale Standards angehoben werden.

Die Tibeter selbst hätten im Exil den Weg in Richtung Demokratie eingeschlagen. Mit seiner Entscheidung, die politische Führung an einen gewählten Vertreter seines Volkes abzugeben, habe er mit einer 400 Jahre alten Tradition gebrochen. Mit diesem Schritt sei auch eine gewisse Last von seinen Schultern genommen worden, "in gewisser Weise bin ich jetzt ein freier Mann". Auf die Frage, wie er sich selbst nennen würde, gab es eine seiner humorvollen Antworten: "Manche nennen mich Gottkönig, manche lebender Buddha, manche auch Dämon, aber das ist alles Unsinn. Ich bin nur ein einfacher buddhistischer Mönch." Die Untertreibung seiner Selbstbeschreibung ist ihm dabei durchaus bewusst.

(APA)

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