Grünen-Chef Werner Kogler ist erst seit wenigen Monaten hier und gibt sich noch etwas steif, aber bemüht im Kontakt mit potenziellen Wählern.
Die Grünen haben, so wirkt es, eine Schwäche für die Farbe Weiß. Die vorige Parteichefin Ulrike Lunacek trug im Wahlkampf 2017 mit Vorliebe weiße Sakkos und Blusen. Ihren Nachfolger Werner Kogler sieht man derzeit sehr häufig mit weißem Hemd und aufgekrempelten Ärmeln, egal ob auf den neuesten Plakaten (auf denen er, sicher gewollt, wie der ältere österreichische Cousin von Deutschlands Grünen-Chef Robert Habeck wirkt), bei Interviews oder auf seinem noch sehr frischen Instagramprofil.
Dort zeigt er allerdings auch Wille zur Abwechslung und sich selbst auch mal im blitzblauen Hemd (siehe oben).
Aber eigentlich soll das hier keine Stilkritik werden, sondern die erste Analyse der Instagramprofile der Spitzenkandidaten aller antretenden Parteien bei den Nationalratswahlen. Und bei Werner Kogler beginnen wir mit dem Rookie unter den politischen Instagramern. Erst Mitte Juni ging sein Profil in diesem sozialen Netzwerk online; davor im Europawahlkampf setzte er noch ausschließlich auf das immer noch stärker verbreitete Facebook. Fans hat er da wie dort nicht besonders viele, doch um die 5200 Instagram-follower und seine 20.000 Facebookfreunde kümmert er sich (wohl sicher mit Helfern aus seinem Team) unter Einsatz vieler grüner Herz-Emojis rührend.
Hat er den Account bisher vor allem dazu genutzt, um Fotos von seinen Wahlkampfauftritten, Wanderungen in Tirol (auch dort übrigens: mit weißem Hemd und Jeans, und das war jetzt wirklich die letzte Bemerkung zu seinen Outfits) und die Wiederholung griffiger Zitate sowie erwartbarer Werbebotschaften (Bahnfahren muss günstiger sein als fliegen!) zu posten, wird er experimentierfreudig. Ein bisschen zumindest.
Bei der Präsentation der Wahlkampagne vergangene Woche klebte er selbst die Plakate. In einem extrem kurzen Video hat er sich am Freitag bei seinen 5000 Fans bedankt und hofft, dass sie ihn auch auf seiner „weiteren Reise begleiten werden“. Auch Parteikollegin Sigrid Maurer, auf Twitter und Facebook sehr aktiv, macht sich erst seit Kurzem mit Instagram vertraut.
Nachhilfestunde mit Daria Daria
Vielleicht ist das der dezente Einfluss der Bloggerin Daria Daria (eigentlich Madeleine Alizadeh), die mit 245.000 Followern eine der bekanntesten Influencerinnen des Landes ist, die sich sehr für Umwelt-, Tierschutz und nachhaltiges Leben engagiert, soeben ein Buch veröffentlicht hat und nun für die Grünen kandidiert und wohl gern die ein oder andere Nachhilfestunde im Instastorys-Erstellen gibt.
Koglers Profil kommt derweil noch (fast) ohne putzige Tiere, Pensionisten oder Kinder aus. Abgesehen von dem Plakatsujet mit der staunenden Dreijährigen und der Botschaft „Wen würde unsere Zukunft wählen“, das natürlich auch dort gepostet wurde. Die Werbemittel der Grünen – grüne Brille, grüner Jutebeutel – kommen häufig vor, Kogler selbst legt die grüne Plastikbrille kaum mehr ab.
Insgesamt bespielt Kogler diesen neuen digitalen Kanal noch etwas unbeholfen mit wenig Mut zu direktem Kontakt zu potenziellen Wählern, aber er wirkt damit authentisch. Es würde wohl seltsam anmuten, wenn einer wie er hier auftreten würde wie ein Digital Native. Es wird interessant, wie viele neue digitalen Follower der Grünen-Chef bis zur Wahl noch sammeln kann.
Zur Person
Werner Kogler (*1961 in Hartberg, Steiermark) ist Spitzenkandidat der österreichischen Grünen. Er ist seit 1981 bei den Grünen aktiv, seit Oktober 2017 Bundessprecher der Partei, die bei den Wahlen am 15. Oktober 2017 nach 31 Jahren im Parlament an der Vier-Prozent-Hürde gescheitert und aus dem Nationalrat ausgeschieden ist. Er war Spitzenkandidat für die Europawahl im vergangenen Mai, zog aber seine Kandidatur für das EU-Parlament zurück.
Im Mediagram nächsten Montag: Neos-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger.