Ein Schulstart mit Wünschen

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Symbolbild. (c) APA/dpa/Karl-Josef Hildenbrand (Karl-Josef Hildenbrand)
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Wien präsentiert zum Schulstart Zubauten, neue Klassen und WLAN – und fordert vom Bund mehr Gymnasien und HTL.

Wien. Am Ende lud Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) fast ein bisschen pathetisch zum Innehalten und Nachdenken über die Schulpolitik ein: „Wie viel hat die abgesetzte Bundesregierung in diesem Bereich gemacht?“, fragte er, bevor er Kritikpunkte aufzählte, von Unterstützungspersonal bis zu Ganztagsschulen. „Ich erwarte mir von einer neuen Bundesregierung eine Umkehr dieser unglaublich falschen Politik. Bildungsinvestitionen sind Zukunftsinvestitionen. Und Sparen bei der Bildung ist wirklich dumm.“

Ein bisschen Wahlkampf liegt bei dem Schulstarttermin in der Luft, zu dem Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in die Volksschule Korbgasse in Liesing geladen hat – einer von sechs Schulen, die mit einem neuen Zubau in das neue Schuljahr starten. Nicht das einzige Projekt, das man an diesem Vormittag präsentierte: 34 Schulen seien fertig saniert worden, in der Berresgasse im 22. Bezirk startet ein weiterer Bildungscampus. Jedes Jahr schaffe man 100 neue Klassen, zu den Ganztagsschulen kommen zwei dazu – und im Sommer wurde der WLAN-Ausbau an den Pflichtschulen begonnen.

Die Aufzählung der Investitionen mündete fast zwangsläufig in Forderungen an den Bund: „Wir wünschen uns auch eine ähnliche Betriebsamkeit vom Bund, insbesondere, was den AHS- und den BHS-Ausbau anbelangt“, erneuerte Czernohorszky Seite an Seite mit Ludwig eine Forderung, die er bereits in der „Presse“ geäußert hatte. Bei den potenziellen Oberstufenschülern würden in den kommenden 15 Jahren über 10.000 Jugendliche dazukommen, die einen Ausbildungsplatz brauchten. Zugleich sei die letzte neue HTL in Wien vor rund 30 Jahren in der Ungargasse aufgesperrt worden. Im AHS-Bereich sei mehr passiert – aber auch hier würden Schulen fehlen. Konkret wünsche man sich etwa ein Gymnasium in Liesing.

Den Vorwurf Czernohorszkys, beim Ausbau der höheren Schulen in Wien geschlafen zu haben, will man im Bildungsministerium freilich nicht auf sich sitzen lassen. In den vergangenen 15 Jahren seien in Wien 7730 neue Ausbildungsplätze an Bundesschulen geschaffen worden, heißt es aus dem Büro von Bildungsministerin Iris Rauskala, insgesamt seien seitdem acht neue Standorte errichtet bzw. angemietet worden. Sieben davon sind AHS, einer ist eine BHS. Das bis dato jüngste Gymnasium wurde voriges Jahr auf dem Gelände der Biedermann-Huth-Raschke-Kaserne in Penzing eröffnet, ein Jahr früher die AHS in der Seestadt Aspern – beide werden auf Betreiben Wiens in der Unterstufe aber als Neue Mittelschule geführt.

Wien schichtet Mittel um

Ebenfalls in Richtung Bund drängt Wien weiter auf mehr Geld für Brennpunktschulen – im Sinne eines sogenannten Chancenindex, der Schulen mit mehr Migranten oder sozial Schwachen mehr Mittel bringt. Wien schichtet ab diesem Schuljahr daher selbst einen Teil der Mittel um, wie der Bildungsdirektor, Heinrich Himmer (SPÖ), ankündigt. Die Basisfinanzierung für die Schulen bleibt gleich, Lehrerstunden für Zusatzangebote werden aber umverteilt. Eine Umschichtung zwischen AHS und Mittelschulen gibt es nicht.

Kritik gibt es weiterhin an den Deutschklassen. Diese werden ab Montag 4700 Schüler besuchen. Auch hier fehle Geld: Es würden nicht genug Lehrer finanziert. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2019)

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