Schaulustig

Stilkolumne: Cate Blanchett und die Weltpolitik am Red Carpet von Cannes

Flaggensprache? Cate Blanchett in einer Robe in Schwarz-Weiß-Grün.
Flaggensprache? Cate Blanchett in einer Robe in Schwarz-Weiß-Grün.Imago/O. Borde/Bestimage
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Cate Blanchett zeigte sich in auf dem roten Teppich des Filmfestivals in einer Kleid, das viele als Palästina-Statement interpretierten. Gehören weltpolitische Mode-Codes aber auf den Red Carpet von Cannes?

Hat sie, oder hat sie nicht? Nämlich die Farben ihres schwarz-weißen Kleides so zusammengestellt, dass beim Lüpfen des Innenfutters eine grüne Stoffbahn aufblitzt: In der aktuellen weltpolitischen Lage wurde das von vielen als Verweis auf die palästinensische Flagge gedeutet. Und wohl nicht zu Unrecht, denn ein Star wie Cate Blanchett trägt auf dem Red Carpet des Filmfestivals in Cannes kein Kleid „von der Stange“. Von einem Mitspracherecht in der Gestaltung ist auszugehen.

Es wäre keine Premiere im Universum internationaler Gala­events, dass jemand mit einem solchen Vorstoß in puncto Red-Carpet-Diplomacy von sich reden macht. Man erinnere sich nur an die Oscars im Jahr 2022: Schleifchen und Stecktücher in Gelb-Blau, den Farben der ukrainischen Flagge, gehörten da zum guten Ton.

Nicht nur die Farbkombination, auch die begleitende Geste, das Lüften des Rockschoßes, ließ die Schauspielerin als Flaggenträgerin dastehen. Ist Cate Blanchett aber eine Prominente, deren Engagement sich auf eine isolierte Geste reduzieren lässt?

Mitnichten, denn bereits im Oktober 2023 war Blanchett Teil der „Artists4Ceasefire“, die zu einer Waffenruhe aufriefen. Anfang November 2023 trat sie in ihrer Funktion als UNHCR-Botschafterin vor das europäische Parlament und hielt eine engagierte Rede und sagte etwa: „Komplexe Situationen erfordern komplexe Lösungen, sie erfordern Dialog, sie erfordern Zusammenarbeit – nicht nur vereinzelte Wortmeldungen oder Slogans.“

Ein Kleid in Flaggenfarben bei einem Filmfestival ist, für bar größeren Zusammenhangs, gewiss keine (Mode-)Botschaft, die die Welt braucht. Wenn aber von einer Person vorgebracht, die auch andere Kanäle nutzt, um für eine Causa einzustehen, kann auch ein kontrastfarbenes Rockfutter als probates Kommunikationsmittel eine Message unterstreichen.

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