Rektoren melden hohe Durchfallquote bei der Aufnahme. Außer der Unterrichtssprache werden etwa auch die Eignung und Neigung der Bewerber für den Lehrerberuf oder ihre physische Konstitution getestet
Wien. Wer künftig Österreichs Volks-, Haupt-, Sonder- oder Berufsschüler unterrichten will, ist oft nicht gut genug in Deutsch. Das hat ein „Presse“-Rundruf nach den bisherigen Aufnahmeverfahren der Pädagogischen Hochschulen (PH) für das nächste Wintersemester ergeben. Demnach sind bis zu einem Drittel der Bewerber für die Ausbildung zum Lehrer an Pflicht-, Berufs- und berufsbildenden Schulen zu schwach.
An der PH Wien scheiterten beim ersten Testtermin Ende Juni 32 Prozent der knapp 460 Bewerber, und zwar ausschließlich oder großteils an Deutsch, wie Rektorin Dagmar Hackl erzählt. Außer der Unterrichtssprache werden etwa auch die Eignung und Neigung der Bewerber für den Lehrerberuf oder ihre physische Konstitution (für Sport) getestet. Doch während in diesen Bereichen kaum Probleme auftauchen, stellen die Deutschaufgaben offenbar hohe Hürden dar: Rechtschreibung, Grammatik, Zeichensetzung, Fehler markieren, Lückentexte auffüllen und ein Aufsatz sind typische Aufgaben, von denen man an der PH Wien 50 Prozent lösen muss, um studieren zu dürfen. Was viele nur knapp schaffen. Hackl bleibt trotz des drohenden Lehrermangels (siehe oben) bei den Anforderungen: „Die deutsche Sprache ist eine ganz wesentliche Voraussetzung für den Lehrerberuf.“
So sieht das auch Rektor Erwin Rauscher von der PH Niederösterreich. Dort ist bei den ersten beiden Aufnahmeterminen im Mai und Ende Juni ein Viertel der insgesamt 500 Bewerber gescheitert – ebenfalls mit Deutsch als dem entscheidenden Stolperstein. Dennoch gibt Rauscher einem Teil derer, die durchgefallen sind, eine Chance: etwa, wenn Betroffene aus einem anderen Beruf „quereinsteigen“ oder nicht deutscher Muttersprache sind. Dann dürfen sie das Studium im Herbst als außerordentliche Studenten beginnen. Sie müssen die erforderlichen Deutschkenntnisse aber nach Förderkursen am Ende des ersten Semesters nachweisen. „Wir wollen eine heterogene Lehrergruppe. Das entspricht den unterschiedlichen Gruppen der Schüler.“
An der PH Salzburg sind zuletzt zehn Prozent der mehr als 100 Anwärter gescheitert – vor allem auch in Deutsch. Für die designierte Rektorin Elfriede Windischbauer ist aber „klar, dass ein Teil durchfällt“. Woran es vor allem liegt? Einer (mangelnden) Vorbereitung an den Schulen will kaum jemand Schuld geben. Eher schon den Bewerbern: „Manche kommen ohne jede Vorbereitung“, sagt Rauscher.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2012)