Uni-Zugang: Androsch und Co. für Beschränkungen

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In Alpbach plädierten Wissenschafts- und Forschungsrat für die Einführung von Studienplatzfinanzierung und Studiengebühren.

Für die autonome Regelung des Universitätszugangs durch die Hochschulen selbst, die Einführung einer Studienplatzfinanzierung sowie die Wiedereinführung von Studiengebühren "in vertretbarer Höhe" plädieren der Wissenschafts- sowie der Forschungsrat in einer gemeinsamen Erklärung. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch Nachmittag im Vorfeld der Alpbacher Technologiegespräche beklagten Ratsvertreter außerdem die mangelnde Dotierung des Forschungs- bzw. Hochschulsystems.

"Dinge stehen zwischen den Zeilen"

"Auch wenn es schon weh tut und es langsam fad wird, das immer sagen zu müssen", so der stellvertretende Vorsitzende des Forschungsrats, Peter Skalicky. Eine kleine Lesehilfe für die Erklärung gab Rats-Vorsitzender Hannes Androsch: "Manche Dinge stehen zwischen den Zeilen, die sind durchaus schärfer zu interpretieren."

In der Erklärung heißt es unter anderem: "Der Universitätssektor ist durch die höchst problematische Kombination aus fehlendem Zugangsmanagement und knappen Budgets gekennzeichnet. Das System des offenen Hochschulzugangs - freier Zugang zu universitärer Ausbildung ohne Beschränkungen, Bedingungen oder Auflagen - hat nicht den gewünschten Fortschritt in Richtung sozialer Chancengleichheit gebracht." Und später: "Die wichtigste Maßnahme im Interesse von Planungssicherheit für den Universitätssektor stellt deshalb die autonome Regelung des Zugangs durch die einzelnen universitären Einrichtungen dar."

Derzeit hätten die Unis "die Bedingung ihres Gelingens nicht in der Hand", so der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Jürgen Mittelstraß. "Manchmal hat man den Eindruck, Österreich weiß gar nicht, wie viele Studienplätze es eigentlich hat." Dabei sei es unabdingbar zu erheben, wie viele ausfinanzierte Plätze zur Verfügung stehen. Der "Mythos des freien Zugangs" lenke daher eigentlich nur vom Blick auf die tatsächliche Wirklichkeit ab.

Zur Steuerung der Studierendenströme sei außerdem die Wiedereinführung von Studiengebühren nötig, die von einem Ausbau des Stipendienwesens begleitet werden soll, heißt es weiter in der Erklärung. Kritik üben die Räte außerdem am "zu niedrig angesetzten Leistungsnachweis für den Bezug der Familienbeihilfe". Weiters plädieren die beiden Beratungseinrichtungen der Regierung für "Schwerpunktsetzungen und Profilbildungen innerhalb der einzelnen Einrichtungen": "Das verlangt eine österreichweite Bereinigung des Fächerspektrums."

Der Hochschulbereich habe sich in Österreich bisher "naturwüchsig entwickelt", so Mittelstraß. Nun gelte es, das Verhältnis dieser Teilsysteme bezogen auf ihre eigentliche Aufgabe erstmals zu justieren. Diese Absicht werde mit dem noch immer in Ausarbeitung befindlichen Hochschulplan verfolgt. Einen ähnlichen Befund erstellte Mittelstraß für den Bereich der außeruniversitären Forschung mit Einrichtungen wie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, dem Institute of Science an Technology (IST) Austria oder dem Austrian Institute of Technology (AIT). Auch hier gelte es, das System gesamthaft zu optimieren.

Mittelstraß will so "hinter die politische Rhetorik kommen, die vollmundig von Weltklasseuniversitäten und Technologieführerschaft redet" und aufzeigen, "was man tun muss, damit das auch Gehalt hat". Generell bemängelt der deutsche Professor den mangelnden Stellenwert von Bildung hierzulande: "Es ist eine merkwürdige Erfahrung, die man macht, wenn man kein Österreicher ist und sich mit dem Bildungs- und Wissenschaftssystem befasst - dass Bildung bei weitem nicht den selben Stellenwert hat wie in anderen Staaten." Als Vorbilder nannte er Deutschland, die Schweiz und die Niederlande, wo trotz Ausgabenkürzungen in anderen Bereichen antizyklisch un Bildung investiert werde.

(APA)

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