Anwesende Polizisten sollen nicht eingeschritten sein. Der Fall wird vom Beschwerdereferat geprüft.
Wien/Red. „Hau ab, du Scheiß-Jude! Juden raus! Heil Hitler!“ Mit diesen Worten ist laut einem schriftlichen Protokoll ein Rabbiner am Donnerstag am Wiener Schwedenplatz von einem Fußballfan beschimpft worden. Den Angaben zufolge wurde der Vorfall von Polizeibeamten beobachtet. Er soll sich gegen 16.30 Uhr ereignet haben, als sich dort im Zuge des Europa-League-Spiels gegen SK Rapid Anhänger der griechischen Fußballmannschaft Paok Saloniki versammelt haben.
Polizeisprecher Roman Hahslinger sagte am Freitag, dass das Schreiben dem Beschwerdereferat weitergeleitet wurde und die darin enthaltenen Vorwürfe geprüft würden. „Am Donnerstag waren mehrere hundert Polizisten im Einsatz. Jetzt gilt es herauszufinden, welche Beamten wo Dienst hatten und was genau sich abgespielt hat. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwer, Mutmaßungen anzustellen.“ Sollte sich der Vorwurf, wonach Polizisten tatsächlich nicht eingeschritten sind, erhärten, könne der Fall auch dem Büro für besondere Ermittlungen (BBE) übergeben werden.
„Na hörn's, heut' is Fußball!“
Als der Betroffene die Polizisten fragte, ob sie nichts dagegen unternehmen wollten, bekam er angeblich von einem der Beamten die Antwort: „Na hörn's, heut' is Fußball!“ Der Fußballfan soll dabei noch immer mit zum Hitler-Gruß erhobener Hand vor dem Rabbiner gestanden sein.
Laut dem Protokoll versuchte der Geistliche ohne Erfolg, weitere Polizeibeamte über den Vorfall zu informieren. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Dass diese Polizisten tatenlos zusehen und auch noch grinsen, ein regelrechtes Schockerlebnis.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2012)