Metaller: Gewerkschaft fordert fünf Prozent

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Die Lohnerhöhung wird sowohl für Mindest- wie für Ist-Löhne gefordert. Die Arbeitgeber wollen auch über Arbeitszeitflexibilisierung reden. "Nur an der Lohnschraube zu drehen ist zu wenig", so FMMI-Obmann Knill.

Wien/Hie. Trotz der schlechten Konjunkturaussichten startete die Metaller-Gewerkschaft mit einer hohen Forderung in die heurige Herbstlohnrunde: Sie will eine durchschnittliche Erhöhung der Löhne von fünf Prozent. Und zwar sowohl für die im Kollektivvertrag geregelten Mindestlöhne, als auch für die Istlöhne (jene Löhne, die tatsächlich ausbezahlt werden). Im Vorjahr forderte die Gewerkschaft 5,5 Prozent, am Ende beschloss man die Lohnrunde mit durchschnittlich 4,2 Prozent Steigerung. Allerdings nach Warnstreiks und unter Androhung einer Streikbewegung. Rainer Wimmer, Vorsitzender der Produktionsgewerkschaft Pro-Ge, erwartet die schwierigsten Verhandlungen seit Langem. Im Vorjahr brauchte man vier Runden.

Heuer dürfte die Angelegenheit noch komplizierter werden. Die Vertreter der Arbeitgeber kündigten im Frühjahr an, nicht mehr einen Kollektivvertrag für alle sechs Metaller-Fachverbände verhandeln zu wollen. Stattdessen will man für jeden Fachverband eigene Verhandlungen führen. Der Grund sei, dass man so besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Fachverbände eingehen könne. Die Gewerkschaft hat sich mittlerweile zwar damit abgefunden, ist aber laut Wimmer nach wie vor „empört und stinksauer“. Die Vertreter der Arbeitnehmer bestehen darauf, dass am Ende der Verhandlungen ein einheitliches Ergebnis für alle Fachverbände herauskommt.

Arbeitgeber wollen Flexibilität

Die Höhe des Abschlusses und die neue Verhandlungsstruktur sind aber nicht die einzigen Themen, die für Zündstoff sorgen werden. Die Unternehmervertreter wollen einmal mehr das Thema Arbeitszeitflexibilisierung verhandeln. Die geforderten fünf Prozent Lohnsteigerung werde man sich nun ansehen, sagte Christian Knill, Vorsitzender des größten Fachverbandes, der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI). Nur an der Lohnschraube zu drehen, sei aber zu wenig. Auf das Thema Flexibilisierung reagiert die Gewerkschaft aber geradezu allergisch: „Es ist ja wohl klar, dass unsere Bereitschaft, die Arbeitszeitflexibilisierung zu verhandeln, nicht besonders groß ist“, sagte Karl Proyer, Vize-Chef der Gewerkschaft der Privatangestellten. Die Arbeitgeber sind damit schon mehrmals gescheitert. Die Gewerkschaft fürchtet, dass durch längere Durchrechnungszeiträume Überstundenzuschläge wegfallen.

Basis der Verhandlungen ist die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate, 2,8 Prozent. Und ziemlich schlechte Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung. Das heimische Bruttoinlandsprodukt stagnierte im zweiten Quartal 2012, für das Gesamtjahr sieht das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) die Gefahr einer Rezession (wenn die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge schrumpft). Die Beschäftigung legt hierzulande zwar noch zu, aber auch die Arbeitslosigkeit.

Die Produktivität in der Maschinen- und Metallwarenindustrie, für die 120.000 von insgesamt 180.000 in der Metallindustrie Beschäftigte sorgen, war in den letzten Jahren stets überdurchschnittlich hoch. Auch im ersten Quartal des laufenden Jahres verzeichneten die Unternehmen im Durchschnitt noch ein Produktionswachstum (entspricht dem Umsatz) von rund zehn Prozent. Und das nach einem sehr guten Jahr 2011, als man einen Produktionswert von 36,5 Mrd. Euro erzielte. Das war nur knapp weniger als im Rekordjahr 2008. Allerdings rechnet die Sparte mit einer schlechteren Auftragslage.

(APA)

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