EU-Energiekommissar Günther Oettinger glaubt weiterhin an das OMV-Pipeline-Projekt. Auch Wirtschaftsminister Mitterlehner sieht die Chancen des Projekts auf Realisierung bei „50 Prozent – und im Steigen“.
Wien/jaz. Konkrete Entscheidungen wurden bei der Nabucco-Tagung in Wien zwar keine getroffen. Es sei jedoch darum gegangen, einander über die jüngsten Entwicklungen zu informieren, so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner über das Treffen der an dem Pipeline-Projekt beteiligten Staaten und Firmen. Und hierbei ging es vor allem darum, wie die Chancen von Nabucco im „Stechen“ mit dem Konkurrenzprojekt TAP über den entscheidenden Zuschlag für den Transport des Gases aus dem aserischen Feld „Shah Deniz 2“ nach Europa aussehen.
Wie „Die Presse“ berichtete, musste das Nabucco-Konsortium sein Ursprungskonzept bereits auf die Hälfte reduzieren, da die Türkei und Aserbaidschan sich nicht den EU-Regulativen unterwerfen wollten. Die Pipeline in diesen beiden Ländern wird von den Staaten separat gebaut. Nun geht es nur mehr um den Weitertransport des Gases von der bulgarisch-türkischen Grenze. Nabucco will es über den Balkan nach Mitteleuropa bringen, TAP über Griechenland nach Süditalien – eine deutlich kürzere Strecke.
Entscheidung Anfang 2013
„Nabucco ist weder halb tot noch mausetot, sie lebt“, meinte EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Und auch Mitterlehner sieht die Chancen des Projekts auf Realisierung bei „50 Prozent – und im Steigen“. Die Entscheidung darüber wird jedoch weder in Wien noch in Brüssel getroffen, sondern in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan, und beim BP-Konzern, der zusammen mit der aserischen Socar „Shah Deniz 2“ entwickelt. Sie wird für das erste Quartal 2013 erwartet.
„Im Endeffekt wird entscheiden, wo das Gas benötigt wird und wie viel die Kunden bereit sind zu zahlen“, sagt OMV-Chef Gerhard Roiss. So sei der Gaspreis in Italien derzeit zwar höher als in Mitteleuropa, dies könne sich aber durch eine neue Pipeline ändern – in Mitteleuropa gebe es auch mittelfristig gute Absatzchancen. Um den „Shah Deniz“-Betreibern entgegenzukommen, verhandelt das Nabucco-Konsortium mit ihnen nun auch über eine Beteiligung an dem Pipeline-Projekt. Ein Schritt, den die Betreiber der TAP bereits gesetzt haben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2012)